IG Metall-Aktionstag in Leipzig

Tausende Metallrinnen und Metaller demonstrieren für ihre Zukunft und ihre Arbeitsplätze

16.03.2025 | Sie waren viele – und sie waren laut und entschlossen: Tausende Metallerinnen und Metaller verwandelten den Augustusplatz in Leipzig am 15. März in ein rotes Fahnenmeer, um ein unübersehbares Zeichen für ihre Arbeitsplätze und den Industriestandort Deutschland zu setzen. Auch aus dem Einzugsbereich der IG Metall-Geschäftsstelle Ostbrandenburg waren viele hunderte Kolleginnen und Kollegen mit dabei.

Am IG Metall-Aktionstag in Leipzig am 15. März beteiligten sind rund 12.000 Metallerinnen aus Brandenburg, Berlin, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Nordbayern. - Fotos: Volker Wartmann

Um Punkt fünf vor zwölf eröffnete Ralf Reinstädtler den Aktionstag in Leipzig mit seiner Rede.

Holger Wachsmann, Geschäftsführer der IG Metall Ostbrandenburg, erläutert einem Fernsehteam des RBB die aktuelle Lage in der Stahlbranche.

Dirk Vogeler, Betriebsratsvorsitzender bei ArcelorMittal in Eisenhüttenstadt, fordert einen fairen Industriestrompreis, damit die deutsche Stahlindustrie international wettbewerbsfähig sein kann.

Diese jungen Metallerinnen und Metaller forderten von der Politik, dass sie Rahmenbedingungen schafft, die ihnen eine gute Zukunft gewährleisten.

Der Augustusplatz in Leipzig war voller Metaller und Metallerinnen.

Die Metallerinnen und Metaller auf dem Augustusplatz hörten den Rednerinnen und Rednern auf der Bühne aufmerksam zu.

Die Botschaften der protestierenden Metallerinnen und Metaller waren sehr vielfältig.

Auch Peter Ernsdorf, ehemaliger Geschäftsführer der IG Metall Ostbrandenburg, war in Leipzig dabei.

Die zahlenmäßig größte Gruppe stellten dabei die Kolleginnen und Kollegen vom ArcelorMittal Eisenhüttenstadt (EKO Stahl), die mit einem Sonderzug von Eisenhüttenstadt angereist waren. Neben den Eisenhüttenstädter Stahlwerkerinnen und Stahlwerkern waren auch zahlreiche Kolleginnen und Kollegen von Imperial Con-Pro, ArcelorMittal Recycling, ArcelorMittal Transport, ArcelorMittal Forschungs- und Qualitätszentrum und Vulkan Energiewirtschaft Oderbrücke (VEO), ebenso Beschäftigte von Sonae Arauco aus Beeskow und Kolleginnen sowie Kollegen des mittlerweile insolventen Unternehmens Boryszew aus Prenzlau  dabei.

Bundesweit gingen an diesem Aktionstag der IG Metall mehr als 80.000 Metallerinnen und Metaller in fünf Städten – neben Leipzig auch in Köln, Stuttgart, Frankfurt und Hannover – zum Protest auf die Straßen, um Druck auf die nächste Bundesregierung zu machen. Denn sie haben genug von den Negativschlagzeilen, von den Abbauplänen der Manager, den Kürzungen und Verlagerungen. Sie erwarten, dass Politik und Wirtschaft endlich entschlossen investieren und fordern mehr Unterstützung für ihre Industrien und ihre Arbeitsplätze.

Symbolträchtig begannen die Protestveranstaltungen in allen fünf Städten um Punkt fünf Minuten vor zwölf. IG Metall-Vorstandsmitglied Ralf Reinstädtler warnte in seiner Eröffnungsrede in Leipzig vor einer politischen Hängepartie in Berlin. Von Leipzig gehe eine klare Botschaft zu den Koalitionsverhandlungen in Berlin aus: Die Menschen erwarten ein Regierungsprogramm für eine starke Industrie und sichere Arbeitsplätze, so Reinstädtler. Er appellierte an Politik und Arbeitgeber: „Zeigt Respekt gegenüber den Beschäftigten! Sucht intelligente Lösungen statt Kahlschlag und Stellenabbau!“

Ralf Reinstädtler begrüßte das von der künftigen Koalition in Aussicht gestellte 500-Milliarden-Sondervermögen für Infrastruktur, sieht jedoch noch Konkretisierungsbedarf: „Wir brauchen dieses Geld für zusätzliche Investitionen, um Arbeitsplätze zu sichern und unsere Industrie und unser Land fit für die Zukunft zu machen.“

Reinstädtler warnte vor Investitionen und Subventionen mit der Gießkanne: „Wer Geld vom Staat erhält, muss sich an Bedingungen halten: Schluss mit dem Jobabbau, alle Arbeitsplätze bleiben in Deutschland – gut bezahlt mit Tarifvertrag und einer starken Mitbestimmung. Managementversagen ist durch Lohnverzicht nicht heilbar.“

Monatlich verliere die Industrie 10.000 Arbeitsplätze, in den energieintensiven Branchen stünden vier Millionen Arbeitsplätze auf dem Spiel, warnte Reinstädtler. Die IG Metall fordert deshalb einen Strompreisdeckel für die Industrie und die Verbraucher. Die Politik müsse zudem endlich verlässliche Rahmenbedingungen schaffen, damit die Elektromobilität Fahrt aufnehmen könne: durch Kaufanreize wie sozial subventioniertem Leasing und eine ausgebaute Lade-Infrastruktur. Außerdem müsse die Bundesregierung die Ansiedelung von Batteriezellenfertigung in Deutschland unterstützen, um die Abhängigkeiten von Asien zu reduzieren.

Auch zahlreiche Betriebsräte forderten in Leipzig eine wirtschaftspolitische Neuausrichtung in Deutschland. Wie dringlich die Kolleginnen und Kollegen in den Betrieben mehr Unterstützung für ihre Arbeit und die Industrieproduktion hierzulande erwarten, machten unter anderem Dirk Vogeler (ArcelorMittal Eisenhüttenstadt), Jens Köhler (BMW Leipzig), Uwe Kunstmann (VW Sachsen), Sabrina Selle (ZF Getriebe Brandenburg), Markus Gierloff (Stadler) und Laura Arndt (Tesla) deutlich.

Dirk Vogeler, Betriebsratsvorsitzender bei ArcelorMittal in Eisenhüttenstadt, kritisierte in seiner Rede die unfairen Rahmenbedingungen, mit denen die Stahlindustrie zu kämpfen habe: „Wenn die Strom- und Gaspreise so hoch sind, dass in einigen Werke bereits die Produktion angehalten werden muss, dann läuft gewaltig etwas schief.“ Vogeler verwies darauf, dass sich die Welt derzeit neu sortiere. „Wir sehen um uns herum Protektionismus und Akteure, die schon lange nicht mehr zögern, ihre eigene Wirtschaft zu fördern“, sagte Vogeler. „Darum brauchen wir hier wirksame Schutzmaßnahmen bei Stahlimporten und wettbewerbsfähige Energiepreise in Deutschland und Europa.“

Vogeler warnte: „Die enormen Kosten für Strom, für Gas und für CO2-Zertifikate bedrohen nicht nur die Produktion. Sie bedrohen mittlerweile unsere Existenz. Das Gebot der Stunde ist nicht sparen, sondern investieren. Wir brauchen Investitionen in die Zukunft. Die Arbeitgeber und die Politik sind gefordert, ihre Verantwortung zu tragen.“

Die Industriebeschäftigten senden mit ihrer starken Beteiligung eine klare Botschaft von Leipzig nach Berlin: Die Menschen erwarten von der neuen Regierung, dass sie die Industrie gezielt fördert und die Arbeitsplätze sichert. So lautet das Resümee von Holger Wachsmann, Geschäftsführer der IG Metall Ostbrandenburg. „Die angekündigte Investitionsoffensive brauchen wir jetzt so schnell wie möglich“, so Wachsmann. „Nötig sind massive öffentliche und private Investitionen in die Zukunftsfähigkeit des Landes. Um die Wettbewerbsfähigkeit der energieintensiven Industrie zu gewährleisten, braucht es umgehend einen fairen Strompreis. Nur eine leistungsfähige Infrastruktur und eine moderne Produktion sichern gute Arbeit und Wohlstand hierzulande auch in der Zukunft.“

 

Von: vw

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