Delegiertenversammlung der Geschäftsstelle Ostbrandenburg

„Infolge der Coronapandemie konnten wir unsere Betriebsräte nur eingeschränkt erreichen.“

28.06.2021 | Erstmals seit rund einem Dreiviertel Jahr trafen sich die Delegierten der IG Metall Ostbrandenburg bei einer Präsenzveranstaltung wieder. Bei der Delegiertenversammlung in Erkner am 26. Juni waren 32 Delegierte vor Ort, neun Delegierte waren via Livestream dazugeschaltet. Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand die Vorstellung des aktuellen Geschäftsberichts.

Holger Wachsmann (links), Erster Bevollmächtiger der IG Metall Ostbrandenburg und Esther Block (rechts), Zweite Bevollmächtigte, freuten sich sehr, die Kolleginnen und Kollegen endlich wieder bei einer Präsenzveranstaltung zu treffen. - Fotos: Volker Wartmann

Bei der ersten Präsenzveranstaltung seit September 2021 im Bildungszentrum in Erkner waren 32 Delegierte vor Ort dabei.

Holger Wachsmann stellte den aktuellen Geschäftsbericht der Geschäftsstelle Ostbrandenburg vor.

Dirk Vogeler, Betriebsratsvorsitzender bei ArcelorMittal, berichtete den Delegierten über die aktuelle Situation im Stahlwerk Eisenhüttenstadt.

Anja Hannemann, Betriebsratsvorsitzende bei Imperial Con-Pro (ICP) in Eisenhüttenstadt, informierte die Delegierten über die Einführung der 35-Stunden-Woche bei ICP ab Juli 2022.

Dennis Hoppe, Betriebsratsvorsitzender bei Boryszew in Prenzlau, informierte die Delegierten über die angespannte Situation bei Boryszew.

Am Ende der Veranstaltung verabschiedete sich Holger Wachsmann noch persönlich von den Delegierten, die virtuell an der Veranstaltung teilgenommen hatten.

Zu Beginn betonte Holger Wachsmann, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Ostbrandenburg, wie sehr er sich freue, dass sich die Delegierten endlich wieder einmal live treffen können. Die Möglichkeit der Geschäftsstelle, den Mitgliedern zu begegnen, war wie im vergangenen Jahr auch in der ersten Hälfte des Jahres 2021 wegen der Coronapandemie zum Teil stark eingeschränkt, so Wachsmann. „Seminare und Betriebsbesuche durchzuführen war gar nicht oder nur sehr eingeschränkt möglich“, sagte Wachsmann. „Die Online-Angebote der IG Metall wurden zwar gut angenommen, aber inzwischen haben viele keine Lust mehr dazu und möchten lieber wieder in Präsenzveranstaltungen zusammenkommen.“

Bei der Vorstellung der aktuellen Lage in bedeutenden Unternehmen in der Region gaben einige Betriebsratsvorsitzende vertiefte Einblicke in ihre Betriebe.

Der Betriebsratsvorsitzende von ArcelorMittal, Dirk Vogeler, informierte die Delegierten über die derzeitige Situation im Stahlwerk in Eisenhüttenstadt „Die Beschäftigten sind sehr verunsichert und fürchten um ihre Arbeitsplätze. Denn infolge der Klimaschutzpolitik werden einige Stahlstandorte auf der Strecke bleiben. Wir müssen darum kämpfen, dass wir nicht dazugehören. Dafür brauchen wir unbedingt die Hilfe der Politik. Ab August müssen und werden wir die Bundespolitik in alle Richtungen bearbeiten, dass sie uns finanziell unterstützt, den Stahlstandort Eisenhüttenstadt zu erhalten. Um die Klimaschutzschutzziele erfüllen zu können, muss der Hochofen perspektivisch durch eine moderne mit Wasserstoff versorgte Direktreduktionsanlage ersetzt werden. Es besteht die Gefahr, dass der Prozess der Eisenschwammerzeugung bei uns nicht funktioniert, wenn wir von der Politik dabei nicht finanziell dabei unterstützt werden. Es geht wieder einmal um die Existenz des Standortes. Wir haben es in den vergangenen Jahrzehnten immer geschafft, die Politik einzubinden, um den Stahlstandort Eisenhüttenstadt zu sichern. Das müssen wir auch diesmal hinbekommen. Der Stahlstandort Eisenhüttenstadt ist ein wertvoller und unverzichtbarer Standort für Brandenburg.“

Anja Hannemann, Betriebsratsvorsitzende bei Imperial Con-Pro (ICP), berichtete den Delegierten vom Erfolg bei den letzten Tarifverhandlungen. Bei ICP vereinbarte die IG Metall mit dem Arbeitgeber einen Stufenplan zur Angleichung der Arbeitszeit. Ab Oktober 2021 wird bei ICP nur noch 36 Stunden pro Woche gearbeitet, ab Juli 2022 gilt die 35-Stunden-Woche. „Die 35 Stunden ab 2022 sind ein wichtiger Meilenstein“, so Hannemann. „Wir sind mit dem Abschluss zufrieden und werden das Beste daraus machen.“

Über die angespannte Situation bei Boryszew in Prenzlau informierte der Betriebsratsvorsitzende Dennis Hoppe die Delegierten. Dort lehnt der Arbeitgeber den Flächentarifvertrag der Holz- und Kunststoffindustrie sowie eine Entgelterhöhung für 2021 weiterhin ab. Deshalb hat die IG Metall den bestehenden Tarifvertrag zu Ende Juli gekündigt. „Der Arbeitgeber hat uns lediglich eine Coronaprämie von 200 Euro angeboten. Das ist viel zu wenig. Anfang Juli werden wir uns noch einmal mit dem Arbeitgeber zu Verhandlungen zusammensetzen, um ein gutes Ergebnis zu erreichen“, so Hoppe. „Der Arbeitgeber sollte wissen: Wir sind arbeitskampfbereit.“ Holger Wachsmann untermauerte: „Wir wollen bei Boryszew endlich ein faires Entgeltsystem und eine Einkommensverbesserung für die Kolleginnen und Kollegen erreichen.“

Gast Andrea Weingart, Pressesprecherin der IG Metall-Bezirksleitung Berlin-Brandenburg-Sachsen, informierte die Delegierten über den Tarifabschluss im Kfz-Handwerk am Vortag. Zum Thema Angleichung in der Metall- und Elektroindustrie berichtete sie über die Verhandlungen mit den Arbeitgebern.

Ein wichtiges Ziel der IG Metall Ostbrandenburg bleibe weiterhin, die Tarifbindung in der Region zu stärken, betonte Holger Wachsmann zum Abschluss der Veranstaltung. Viele Beschäftigte in Ostbrandenburg arbeiten noch immer ohne Tarifverträge. „Auch wenn wir eine angespannte Personalsituation haben, werden wir niemanden abweisen, der bei uns um Unterstützung anfragt“, sagte Wachsmann. „Aber der Schwerpunkt unserer Arbeit wird auf der Bestandspflege liegen.“

 

 

Von: vw

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