Tarifrunde Metall- und Elektroindustrie

Auszubildende brauchen 170 Euro mehr!

21.08.2024 | Die IG Metall fordert in der anstehenden Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie eine überproportionale Erhöhung der Ausbildungsvergütung um 170 Euro. Diese Forderung hat die IG Metall Jugend durchgesetzt. Leon Hafki (23), Vorsitzender der Jugend- und Auszubildendenvertretung (JAV) bei ArcelorMittal und Mitglied des Leitungsteams des IG Metall-Bezirksjugendausschusses Berlin-Brandenburg-Sachsen, erläutert, warum diese Forderung berechtigt ist und wie sie durchgesetzt werden kann. Und dass eine überproportionale Erhöhung für Auszubildende auch in der Stahlindustrie angemessen wäre.

Leon Hafki fordert 170 Euro mehr für Auszubildende. - Foto: Volker Wartmann

Warum braucht es jetzt eine überproportionale Erhöhung der Ausbildungsvergütung?

Leon: Die stark steigenden Lebenshaltungskosten betreffen alle Endverbraucher gleich. Es gibt keinen Azubi-Rabatt für Auszubildende, weder auf dem Wohnungsmarkt, an der Tankstelle noch im Lebensmittelladen.

In anderen Branchen werden mittlerweile bessere Ausbildungsvergütungen bezahlt, die Industrie hat ihre Vorreiterrolle in diesem Bereich schon länger verloren. Um die Ausbildung in der Industrie vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels attraktiver zu machen, braucht es zusätzliche Anreize wie höhere Ausbildungsvergütungen.

Bei prozentualen Lohnerhöhungen für alle wird der Abstand zwischen Auszubildenden und Facharbeitern immer größer. Das heißt, es geht auch um mehr Gerechtigkeit zwischen Facharbeitern und Auszubildenden.

Wie seid ihr auf den Betrag von 170 Euro mehr gekommen?

Leon: Diese Forderung ist nicht vom Himmel gefallen, wir können sie gut begründen. Sie ist das Ergebnis eines längeren Prozesses, den wir im IG Metall-Bezirksjugendausschuss Berlin-Brandenburg-Sachsen bereits im vergangenen Jahr gestartet haben. Wir haben die Höhe unserer Forderung in den Ortjugendausschüssen und mit zahlreichen Auszubildenden in den Betrieben diskutiert. Dazu haben wir einen Warenkorb erstellt, um die Bedarfe von Auszubildenden zu ermitteln. Das Ergebnis: Sie brauchen zum Leben nahezu genauso viel Geld wie Facharbeiter.

Auf was kommt es in der nächsten Tarifrunde an, um eure Jugendforderung erfolgreich durchzusetzen?

Leon: Wir müssen möglichst viele junge Leute mobilisieren. Ich bin zuversichtlich, dass das klappt. Die Auszubildenden sind gut untereinander vernetzt, stehen geschlossen hinter der Forderung und sind kampfbereit. Sollte es in der nächsten Tarifrunde zu Warnstreiks kommen, werden wir jungen Metallerinnen und Metaller Dominanz zeigen, laut sein und starke, öffentlichkeitswirksame Signale senden.

Darum bin ich zuversichtlich, dass wir unsere Forderung zu 100 Prozent durchsetzen werden. Eine attraktive Ausbildungsvergütung ist ja auch für die Unternehmen ein gutes Argument, um dringend benötigte Fachkräfte für sich zu gewinnen. Das gilt übrigens nicht nur für die Metall- und Elektroindustrie, sondern auch für die Stahlindustrie. Auch hier wäre eine überproportionale Erhöhung der Ausbildungsvergütung in meinen Augen durchaus angemessen.

 

Von: vw

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