09.07.2025 | Im Span- und MFD-Plattenwerk Sonae Arauco in Beeskow (SAB) stand die Produktion am 9. Juli 2025 zwischen 13.00 und 15.00 Uhr komplett still. Der Grund: Die Belegschaft hatte die Arbeit niedergelegt und sich auf der Straße vor dem Werktor zu einem zweistündigen Warnstreik versammelt, um den Druck auf die Arbeitgeberseite in den laufenden Tarifverhandlungen zu erhöhen. Die Kolleginnen und Kollegen fordern eine Verkürzung der Arbeitszeit und bessere Schichtbedingungen.
An der Arbeitsniederlegung beteiligten sich neben der Belegschaft des Spanplattenwerks auch die Kolleginnen und Kollegen des SAB-Dienstleisters Tool, welcher auch auf dem Werkgelände angesiedelt ist.
„Alle Räder stehen still, wenn dein starker Arm es will. Seid euch eurer Macht bewusst, wenn ihr zusammenhaltet“, sagte Ralf Köhler zu Beginn seiner Ansprache an die Kolleginnen und Kollegen. Köhler ist der Verhandlungsführer der IG Metall in den laufenden Tarifverhandlungen und freute sich über die große Beteiligung der Belegschaft an diesem ersten Warnstreik bei SAB seit etwa zehn Jahren.
„Wir erwarten, dass der Arbeitgeber dieses unmissverständliche Signal der Belegschaft versteht und bei der nächsten Verhandlung endlich ein diskutables Angebot auf den Tisch legt“, betonte Köhler.
Die nächste Tarifverhandlung ist für den 24. Juli 2025 anberaumt. In den bisherigen Gesprächen und Verhandlungen, die bereits seit rund einem Jahr laufen, hat sich die Arbeitgeberseite bisher nicht merklich bewegt.
„Wenn wir wollen, dass die Schicht-Beschäftigten die Chance haben, das Rentenalter einigermaßen gesund zu erreichen, brauchen wir ein anderes Schichtsystem“, unterstrich Holger Wachsmann, Geschäftsführer der IG Metall Ostbrandenburg. „Und ein solches Schichtsystem kann nur vernünftig funktionieren, wenn die Arbeitszeit verkürzt wird.“
Wachsmann betonte, dass die Kolleginnen und Kollegen eine Perspektive bräuchten, die für sie annehmbar sei. „Wir meinen es ernst, wir wollen hier weiterverhandeln – und nicht wie Arbeitnehmer zweiter oder dritter Klasse behandelt werden.“ Der Arbeitgeber müsse auf die Forderungen der Beschäftigten endlich eingehen, auch im eigenen Interesse.
Derzeit arbeiten die Kolleginnen und Kollegen bei SAB in Vollzeit 38,5 Stunden in der Woche, de facto sind es für die Schicht-Beschäftigten jedoch 42 Stunden in der Woche. Das ist eine Folge des 4-Schicht-Systems, in dem sie derzeit arbeiten.
„Wegen des Personalmangels können die Kollegen die angehäuften Überstunden nicht abbummeln“, sagte Metaller Jörn Krumnow, Betriebsratsvorsitzender bei SAB. „Die Stimmung in der Belegschaft ist gedrückt, weil sich in den Verhandlungen mit dem Arbeitgeber seit rund einem Jahr nichts bewegt.“
Krumnow betonte, „dass unser Schichtsystem endlich attraktiver gestaltet werden muss, weil wir sonst keine neuen Leute mehr für die Arbeit bei uns im Werk gewinnen können. Darum brauchen wir ein 5-Schicht-System.“ Mit dem Warnstreik setze die Belegschaft vor der nächsten Verhandlung am 24. Juli ein Zeichen, dass sie auch anders könne, so Krumnow. „Wenn sich in den Verhandlungen weiterhin nichts bewegt, ist die Belegschaft bereit, weitere Aktionen zu starten, um ihre berechtigten Interessen durchzusetzen.“
IG Metall-Verhandlungsführer Ralf Köhler appellierte in seinen Abschlussworten an die Arbeitgeberseite: „Wir wollen eine Lösung und streiken nicht gerne. Aber es ist unsere Art der Notwehr, wenn unsere Argumente allein nicht zu einem fairen Kompromiss führen.“