Kampf um Tarifbindung

Boryszew-Beschäftigte in Prenzlau: "Wir lassen uns nicht abspeisen! Wir kämpfen weiter!"

12.06.2018 | Nach zwei eindrucksvollen Warnstreiks und einer ernüchternden Belegschaftsversammlung lautet die Devise bei Boryszew-Oberflächentechnik Deutschland in Prenzlau: "Wir kämpfen weiter für unsere legitime Forderung nach einem Tarifvertrag! Entschlossener und geschlossener denn je!" Das ist die Kernbotschaft des neuen Flugblatts, das die Kolleginnen und Kollegen seit Montag, 11. Juni, beim polnischen Automobilzulieferer verteilen.

Das Flugblatt informiert über die Belegschaftsversammlung bei Boryszew Anfang Juni und die Folgerungen, die sich für die Belegschaft daraus ergeben: "Die Belegschaftsversammlung am 1. Juni war eine Farce und ein weiterer Schlag ins Gesicht der engagierten Beschäftigten.  Die Geschäftsführung hat nichts anderes gemacht, als die anwesenden Kolleginnen und Kollegen mit komplexen Zahlen, Daten und Fakten zu bombardieren und dadurch Verwirrung zu stiften. Das an Bedingungen geknüpfte vermeintliche Angebot war keins. 0,45 Euro pro Stunde – als Leistungszulage –  und die Aussicht auf etwas mehr Urlaub gehen weit an der Realität vorbei, was tarifgebundene Kolleginnen und Kollegen andernorts für vergleichbare Tätigkeiten bekommen. Gerechtigkeit, eine lebenswerte Gegenwart und die Aussicht in Zukunft von der Rente leben zu können, gibt es nur mit Tarifvertrag der IG Metall: ,Dafür kämpfen wir. Jetzt erst recht!'"

Außerdem äußern sich Peter Ernsdorf, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Ostbrandenburg, und drei weitere Mitglieder der betrieblichen Tarifkommission bei Boryszew in Prenzlau mit Statements zur aktuellen Situation im Kampf um die Tarifbindung des Unternehmens.

Peter Ernsdorf, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Ostbrandenburg:
"Auf Almosen der Geschäftsführung können die Kolleginnen und Kollegen bei Boryszew verzichten. Die Beschäftigten sind entschlossen, sich gemeinsam mit der IG Metall das zu holen, was ihnen zusteht: einen fairen Tarifvertrag.  Das ist deutlich zu spüren. Das sollte die Geschäftsführung  endlich zum Einlenken bewegen und zu Verhandlungsbereitschaft führen. Es kann nicht sein, dass Leiharbeitsbeschäftigte bei Boryszew mit einem ebenfalls viel zu geringen Lohn mehr verdienen als die Stammbelegschaft. Wir machen weiter und scheuen auch nicht davor zurück, den Druck zu erhöhen."

Karin Pohl, Mitglied der betrieblichen Tarifkommission bei Boryszew in Prenzlau:

"Nach dieser Belegschaftsversammlung ist hoffentlich allen klar, dass wir nur mit der IG Metall zu unserem guten Recht kommen. Wir haben die Firma durch schwere Zeiten getragen, in Dreck, Staub und Hitze gearbeitet und bekommen dafür keinerlei Wertschätzung. Das hat die Belegschaftsversammlung noch einmal ganz deutlich gezeigt. Damit muss Schluss sein. Wir kämpfen weiter und holen uns, was uns zusteht. Jetzt erst recht! Wir fordern: Nehmen Sie uns endlich ernst und verhandeln Sie mit der IG Metall. Wir, Ihre Beschäftigten, sind die IG Metall. An uns, der IG Metall, führt kein Weg vorbei!"

Dennis Hoppe, Mitglied der betrieblichen Tarifkommission bei Boryszew in Prenzlau:
"Nach der Belegschaftsversammlung gab es mehr Fragezeichen als vorher. Alle Anwesenden haben aus dem Vorgetragenen etwas anderes verstanden, so verwirrend hat die Geschäftsführung auf uns eingeredet. Mehr denn je fordern wir die Geschäftsführung auf, sich mit der IG Metall an den Verhandlungstisch zu setzen, damit wir endlich unsere Forderungen vortragen können und die Zeiten des aneinander Vorbeiredens ein Ende haben. Wir wollen feste, transparente und zukunftssichere Zusagen zu Themen wie Arbeitsbedingungen, Arbeitsentgelt, Ausbildungsvergütung, Urlaubsanspruch oder Kündigung von Arbeitsverhältnissen. Dies gibt es nur mit einem Tarifvertrag und nicht mit dubiosen Verhandlungen hinter dem Rücken unserer Gewerkschaft. Die Gewerkschaft sind wir, die Beschäftigten. Das sollte auch die Geschäftsführung so langsam verstehen."

Sven Olbrich, Mitglied der betrieblichen Tarifkommission und IG Metall-Vertrauenskörperleiter bei Boryszew in Prenzlau:
"Das Angebot der Geschäftsführung soll als Leistungszulage gezahlt werden und ist an Bedingungen geknüpft. Ein echtes Angebot ist das nicht, eher eine Provokation. Das führt uns nicht weg vom Mindestlohn und artet in noch größere ,Nasenpolitik‘ aus. Mindestlohn ist und bleibt ein geringfügig besseres Hartz IV. Dieses Korsett wollen wir endgültig ablegen. Dazu bedarf es deutlicher Steigerungen, die weit über das Angebotene hinausgehen. Dafür kämpfen wir geschlossen und sehr entschlossen weiter."

Von: kk

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