Im Gespräch mit dem Ersten Bevollmächtigten, Peter Ernsdorf!

Die Attraktivität der Region im Blick

19.01.2018 | Betriebsräte und Tarifbindung für mehr Demokratie und Gerechtigkeit: Peter Ernsdorf, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Ostbrandenburg, blickt im Interview mit metallzeitung auf 2017 zurück und nennt Herausforderungen für die Zukunft.

Rückblick und Ausblick: Peter Ernsdorf, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Ostbrandenburg – Foto: IG Metall

2017 ist Geschichte. Wie fällt Deine Bilanz aus?
Peter: Wir haben viele unserer Ziele erreicht. Die Mitgliederentwicklung war am Ende positiv, trotz Werkschließungen und Umstrukturierungen. Personell haben wir das Team der Geschäftsstelle mit Jörg Ullrich im Mai verstärkt, so dass wir jetzt noch besser in der Lage sind, in der Fläche präsent zu sein, um unsere Betriebe umfassend zu betreuen. Dazu hat Jörg der Jugendarbeit auch noch einmal neue Impulse gegeben. Das Jugendcamp zur Begrüßung der neuen Auszubildenden war noch nie so gut besucht wie im vergangenen September. Und es ist uns gelungen, in einigen Betrieben mehr gewerkschaftliche Strukturen zu schaffen.

Ein Beispiel?
Peter: Ganz aktuell bei Boryszew in Prenzlau, Zulieferer für die Automobilindustrie. Das ist immerhin der zweitgrößte Betrieb im Bereich unserer Geschäftsstelle. Einen Betriebsrat gab es dort schon, aber Mitte Dezember haben die IG Metall-Mitglieder erstmals auch Vertrauensleute gewählt – und eine betriebliche Tarifkommission. Es wird schließlich höchste Zeit, dass die Kolleginnen und Kollegen bei Boryszew endlich wegkommen vom Mindestlohn und ihren Weg in die Tarifbindung finden.

Stichwort Tarifbindung: Wie ist es in den Betrieben Eurer Geschäftsstelle darum bestellt?
Peter: Neben Boryszew gibt es noch eine ganze Reihe anderer Betriebe ohne Tarifbindung. Es fällt uns immer wieder auf, dass gerade Konzerne, die im Westen Deutschlands tarifgebunden sind, ihre Niederlassungen im Osten als Exerzierfeld benutzen und sich der Tarifbindung verweigern. Das zu ändern, ist eines unserer größeren Ziele. Die Menschen im Osten leisten schließlich ebenso gute Arbeit wie ihre Kolleginnen und Kollegen im Westen. Und außerdem bewirkt Tarifbindung der Unternehmen auch eine höhere Attraktivität der Region und verhindert den oft beklagten Wegzug von Menschen aus ihrer Heimat.

Welche weiteren Ziele habt Ihr Euch für 2018 gesetzt?
Peter: Wir haben natürlich die Mitgliederentwicklung im Blick, denn eines ist doch klar: Nur mit gut aufgestellten Belegschaften lässt sich letztlich viel erreichen. Außerdem bleiben wir im direkten Dialog mit der Politik. Im März ist zum Beispiel der brandenburgische Wirtschaftsminister Albrecht Gerber wieder Gast unserer Delegiertenversammlung. Und ganz wichtig: Noch mehr Betriebe sollen mit Betriebsräten ausgestattet werden, um mehr Demokratie und Gerechtigkeit in die Betriebe zu bringen. Wir unterstützen Beschäftigte in Betrieben ohne Betriebsrat, wenn sie sich für mehr Mitbestimmung einsetzen möchten, machen ihnen Mut, diesen lohnenswerten Weg zu gehen. Mit Betriebsrat ist der betriebliche Alltag schon ein ganz anderer.


Von März bis Mai finden turnusgemäß Betriebsratswahlen statt. Welche Unterstützung bietet Ihr an?
Peter: Wir haben 55 Betriebsratsgremien, die im Bereich unserer Geschäftsstelle neu gewählt werden. Um sie vorab für die Wahlverfahren fit zu machen, finden zunächst Schulungen für die Wahlvorstände statt. Das ist aber nur ein kleiner Teil dessen, was wir anbieten. Wenn die Kandidatinnen und Kandidaten gewählt sind, werden sie in Seminaren und bei Bedarf auch einzeln für alle Anforderungen, die das Amt an sie stellt, geschult. Ganz wichtig ist uns dabei auch die Vernetzung der Betriebsräte über Unternehmensgrenzen hinaus. Denn die allermeisten Betriebsräte haben die gleichen Themen und gut vernetzt stellen sie fest, dass sie das Rad nicht immer neu erfinden müssen. Oft können sie auf die Erfahrungen ihrer Kolleginnen und Kollegen in anderen Betrieben zurückgreifen.

Von: mn

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