23.03.2025 | Die aktuelle Lage in zahlreichen Betrieben in der Region, die verbesserte personelle Situation in der Geschäftsstelle sowie durchgeführte und geplante politische Aktivitäten waren einige der wesentlichen Themen, die auf der Delegiertenversammlung der IG Metall Ostbrandenburg am 22. März im Bildungszentrum Erkner besprochen wurden.
Vor Beginn der Veranstaltung überbrachte Holger Wachsmann, Geschäftsführer der IG Metall Ostbrandenburg, den Delegierten eine traurige Nachricht: Willi Eisele ist in der vergangenen Woche überraschend gestorben. Der gebürtige Mannheimer war ein Urgestein der IG Metall in Ostdeutschland. Bevor er im Herbst 2023 in den wohlverdienten Ruhestand ging, leitete er über Jahrzehnte mehrere IG Metall-Geschäftsstellen in Brandenburg und Sachsen. Noch bis Ende vergangenen Jahres unterstützte er auch die Geschäftsstelle Ostbrandenburg bei Tarifverhandlungen in einzelnen Betrieben tatkräftig.
Nach einem stillen Gedenken stellte Holger Wachsmann den aktuellen Geschäftsbericht vor. Trotz einer gewissen Fluktuation seien die Mitgliedszahlen gut, auch finanziell sei die Geschäftsstelle gut aufgestellt, resümierte Wachsmann. In einigen Betrieben gebe es in puncto „Beitragsehrlichkeit“ jedoch noch Nachholbedarf, betonte Wachsmann und stellte klar: „Satzungsgemäße Leistungen stehen nur den Mitgliedern zu, die beitragsehrlich zahlen.“
Dass die Kosten der Geschäftsstelle in der jüngeren Zeit gestiegen sind, hat einen erfreulichen Hintergrund: Seit Anfang Januar verstärken nämlich Leon Hafki und Nicole Tänzel das Team der IG Metall Ostbrandenburg. Beide bringen eine Menge fundierte gewerkschaftliche Erfahrung mit.
Beim Rückblick auf die Aktivitäten der Geschäftsstelle in den vergangenen Monaten war die Teilnahme am IG Metall-Aktionstag in Leipzig am 15. März das herausragende Highlight. Hunderte Metallerinnen und Metaller aus dem Stahlwerk waren mit einem historischen Sonderzug von Eisenhüttenstadt nach Leipzig gefahren, weitere waren mit mehreren Bussen, unter anderem aus Prenzlau, Beeskow und Fürstenwalde, nach Leipzig gekommen.
Am Tag der Arbeit am 1. Mai plant die IG Metall Ostbrandenburg, in Eisenhüttenstadt, Eberswalde, Fürstenwalde Schwedt und Prenzlau Präsenz zu zeigen. Im Juni wird die IG Metall Ostbrandenburg ein AGA- und ein Jugend-1-Seminar durchführen. Bei künftigen Betriebsratsschulungen plant die IG Metall Ostbrandenburg verstärkt mit dem IMU-Institut zusammenzuarbeiten.
Bei den Berichten aus den Betrieben in der Region machte Dirk Vogeler Betriebsratsvorsitzender im ArcelorMittal-Stahlwerk in Eisenhüttenstadt den Anfang und mahnte eindringlich an, dass die politischen Rahmenbedingungen für die Stahlindustrie umgehend verbessert werden müssen. „Alle Stahlhersteller haben wegen der Billigimporte aus Asien, der viel zu hohen Strompreise hierzulande und der sinkenden Nachfrage riesige Probleme. Die deutsche Stahlindustrie steht an einem Kipppunkt“, sagte Vogeler.
Anja Hannemann, Betriebsratsvorsitzende bei Imperial ConPro (ICP) in Eisenhüttenstadt, berichtete von den laufenden Verhandlungen über einen Anerkennungstarifvertrag für ihr Unternehmen. „Wir hoffen, im Juni endlich einen Abschluss hinzubekommen“, so Hannemann. Anfang des Jahres konnte immerhin ein Dienstleitungsvertrag mit ArcelorMittal abgeschlossen werden.
Über die Lage in weiteren Betrieben in der Region informierten die politischen Sekretäre David Summers und Leon Hafki die Delegierten. Leon stellte die Situation bei FSME und beim Bildungsdienstleister QWC in Eisenhüttenstadt dar und erläuterte die neusten Ereignissen bei BE-Maschinenmesser. David berichtete über den Stand bei Finow Automotive und Hawle Guss und über die erfolgreiche Erschließung und Betriebsratswahl bei Motherson SAS. Demnächst würden auch Tarifverhandlungen bei Interlit Filtration und GEA AWP bevorstehen. Die Beschäftigten bei MAN Bus and Truck am Standort Fürstenwalde blicken gespannt auf die aktuelle Tarifrunde im Kfz-Handwerk. Die IG Metall fordert 6,5 Prozent mehr Geld und eine Erhöhung der Ausbildungsvergütungen um 170 Euro.
Über die schwierige Lage beim MDF- und Spanplattenhersteller Sonae Arauco in Beeskow (SAB) informierte der Betriebsratsvorsitzende Jörn Krumnow die Delegierten. Dort kann seit Januar der für die Produktion von Spanplatten notwendige Trockner nach einem Brand nicht mehr benutzt werden. Von dem daraus resultierenden Produktionsausfall sind zahlreiche Kolleginnen und Kollegen betroffen. Ende März werden bei SAB unter Leitung von IG Metall-Verhandlungsführer Ralf Köhler die Verhandlungen über den Manteltarifvertrag fortgesetzt. „Unser Ziel ist perspektivisch die 35-Stunden-Woche“, sagte Krumnow. „Durch eine solche Arbeitszeitverkürzung könnte auf ein modernes Fünf-Schicht-System umgestellt werden, was die Arbeit bei uns attraktiver machen würde.“
Zusammenfassend sagte Holger Wachsmann am Ende der Sitzung: „Die Herausforderungen werden nicht weniger. Aber wenn wir sie gemeinsam angehen, können wir viel erreichen.“
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Nächste Delegiertenversammlung im Bildungszentrum Erkner: Samstag, 28. Juni, 10 Uhr