Vertrauensleutewahlen 2024

„Für gute Arbeitsbedingungen braucht es viele engagierte Metallerinnen und Metaller im Betrieb.“

08.08.2024 | Bereits im März fanden im ArcelorMittal-Stahlwerk in Eisenhüttenstadt die IG Metall-Vertrauensleutewahlen statt. Für Ronny Wiesner war es eine Selbstverständlichkeit, sich für die kommenden vier Jahre erneut als Vertrauensmann zur Wahl zu stellen. Die Zeit, die dieses Ehrenamt erfordert, bringt er gerne dafür auf. „Um die guten Arbeitsbedingungen bei uns im Betrieb auch in Zukunft zu erhalten, braucht es so viele engagierte Metallerinnen und Metaller wie möglich“, so Ronny Wiesners tiefe Überzeugung.

Vertrauensmann Ronny Wiesner - Foto: privat

Herzlichen Glückwunsch zur Wahl, Ronny. Warum hast Du erneut als Vertrauensmann kandidiert?

Für mich ist mein Engagement für die IG Metall und meine Kolleginnen und Kollegen eine Selbstverständlichkeit. Als ich 2016 hier angefangen habe zu arbeiten, habe ich von den Vertrauensleuten in meiner Abteilung viel Unterstützung bekommen. Wenn ich Fragen hatte oder Informationen brauchte, konnte ich sie jederzeit ansprechen. Mir wurde in den Gesprächen mit den Vertrauensleuten schnell klar, wie wichtig eine starke IG Metall für die guten Arbeitsbedingungen bei uns ist. Ich weiß die guten Arbeitsbedingungen hier sehr zu schätzen, da ich viele Jahre unter deutlich schlechteren gearbeitet habe. Darum möchte ich als Vertrauensmann meinen Teil dazu beitragen, dass unsere guten Arbeitsbedingungen noch lange Zeit erhalten bleiben. Es ist für mich selbstverständlich, für dieses Ehrenamt auch Freizeit investieren. Das ist für mich keine Schwierigkeit. Ich musste früher ja viel länger arbeiten als heutzutage.

Unter welchen Arbeitsbedingungen hast Du früher gearbeitet?

Ich habe vor meiner Anstellung im Stahlwerk in mehreren Berufen bei verschiedenen Arbeitgebern gearbeitet und war in meinen Jobs auch oft auf Montage. Ich musste mindestens 40 Stunden in der Woche arbeiten und bekam keinen Tariflohn. Im Vergleich zu meinen früheren Jobs sind die Arbeitsbedingungen hier viel besser. Wir haben eine 32-Stunden-Woche und bekommen einen fairen Tariflohn, von dem man gut leben kann. Die Kolleginnen und Kollegen hier haben eine hohe Planungs- und Arbeitsplatzsicherheit.

Ich weiß aus persönlicher Erfahrung also sehr genau, dass das keine Selbstverständlichkeit ist und nicht von ungefähr kommt, sondern das Ergebnis der starken Durchsetzungsfähigkeit der Gewerkschaft ist. Darum liegt es mir sehr am Herzen, meinen Kolleginnen und Kollegen immer wieder bewusst zu machen, wie elementar wichtig eine starke IG Metall für unseren Standort ist. Und für eine starke IG Metall braucht es so viele aktive Metallerinnen und Metaller wie möglich. Aus diesem Grund engagiere ich mich als Vertrauensmann.

Welche Projekte habt ihr Vertrauensleute für die nächste Zeit geplant?

Wir haben bei hier im Stahlwerk in Eisenhüttenstadt einen beispiellos hohen Organisationsgrad. Allerdings werden in den kommenden Jahren viele hundert Beschäftigte in Rente gehen und viele neue Kolleginnen und Kollegen zu uns kommen. Dann wird es extrem wichtig sein, diese von den Vorteilen einer Mitgliedschaft in der IG Metall zu überzeugen und für die gewerkschaftliche Sache zu begeistern. Nur wenn wir unsere Stärke auf diesem hohen Niveau bewahren, können wir auch unsere große Durchsetzungsfähigkeit und Macht erhalten. Aus diesem Grund ist es unerlässlich, immer wieder aktiv auf die Kolleginnen und Kollegen zuzugehen und sie mitzuziehen. Und klar: Wir wollen noch mehr Metallerinnen und Metaller als aktive Vertrauensmänner beziehungsweise -frauen gewinnen.

Mit welchen Themen kommen die Kolleginnen und Kollegen auf euch zu?

Die Transformation hin zur Produktion von grünem Stahl stellt uns alle in den kommenden Jahren vor riesige Herausforderungen. Dieses Thema bewegt viele Beschäftigte: Wie sicher ist mein Arbeitsplatz in der Zukunft? Wie wird sich mein Arbeitsplatz möglicherweise verändern? Als Vertrauensmann ist es wichtig, auch auf solche Fragen Antworten parat zu haben. Aus diesem Grund bilde ich mich ständig weiter, nicht nur in gewerkschaftlichen Belangen.

Selbstverständlich sind wir in erster Linie Ansprechpartner bei alltäglichen Problemen wie Schwierigkeiten mit Vorgesetzten, anderen Kolleginnen und Kollegen, Eingruppierungsfragen oder beispielsweise auch bei persönlichen oder Suchtproblemen. Wir versuchen weiterzuhelfen, wo wir können.

Wie gut unsere Vertrauensleutearbeit hier im Betrieb und wie stark unsere Position ist, erfahren wir auch im Austausch mit Vertrauensleuten aus anderen Betrieben. Diese können nur davon träumen, so gute Vertrauensleutestrukturen wie wir zu haben. Bei uns geht es deutlich gerechter zu als in vielen anderen großen Betrieben.

Welche Eigenschaften sollten Vertrauensleute mitbringen?

Berührungsängste sollte man keine haben. Als Vertrauensmann kann man nicht nur darauf warten, dass die Kolleginnen und Kollegen auf einen zukommen. Man muss aktiv auf sie zugehen. Ich reagiere allergisch, wenn Beschäftigte von den gewerkschaftlichen Errungenschaften profitieren wollen, aber nicht bereit sind, persönlich auch etwas dazu beizutragen. Ich mag keine Trittbrettfahrer. Das sage ich dann auch klar und deutlich. Eine Mitgliedschaft in der IG Metall ist deshalb das Mindeste, was ich von meinen Kolleginnen und Kollegen erwarte – auch wenn die Gewerkschaft nicht immer alles für alle richtig macht.

Wie meinst Du das?

Wir als Vertrauensleute sind ja nicht nur Sprachrohr der IG Metall im Betrieb, sondern manchmal auch Vermittler zwischen der Gewerkschaft und den Beschäftigten. Es ist ja kein Geheimnis, dass zum Beispiel der letzte Tarifabschluss Ende 2023 bei vielen Beschäftigten hier am Standort keine Begeisterungsstürme ausgelöst hat. Dass es bis April 2025 nur Einmalzahlungen gibt und keine prozentuale Erhöhung, ist für viele enttäuschend. Ich versuche dann zu vermitteln, dass wir in der nächsten Tarifrunde noch entschiedener für konstante, prozentuale Lohnerhöhungen kämpfen müssen. Und ich versuche klarzumachen, dass das nur funktionieren kann, wenn wir viele sind und gemeinsam an einem Strang ziehen.

Wie unterstützt euch die IG Metall Ostbrandenburg bei eurer Arbeit?

Die Kolleginnen und Kollegen der Geschäftsstelle der IG Metall Ostbrandenburg sind für uns jederzeit ansprechbar und erreichbar. Holger Wachsmann (Erster Bevollmächtigter der IG Metall Ostbrandenburg/Anmerkung der Redaktion) ist bei nahezu allen Vertrauensleuteklausuren und Betriebsversammlungen dabei und steht uns mit seiner großen Erfahrung und Rat und Tat zur Seite. Bei Aktionen und Warnstreiks ist die Unterstützung der Gewerkschaft ebenfalls vorbildlich. Und wenn wir Infomaterial brauchen, brauchen wir nur kurz anzufragen. Die starke Präsenz der IG Metall Ostbrandenburg an unserem Standort ist für uns sehr hilfreich.

 

Ronny Wiesner, Jahrgang 1977, arbeitet seit 2016 im ArcelorMittal-Stahlwerk in Eisenhüttenstadt. Er ist dort als Walzer im Warmwalzwerk tätig. In seinem vorherigen Berufsleben war er unter anderem als Konstruktionsmechaniker, Schweißer, Betonsanierer sowie als Maler und Lackierer tätig.

Von: vw

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