Bundesarbeitsminister Heil zu Besuch bei EKO in Eisenhüttenstadt

Heil: „Weiterbildung und Nachqualifizierung sind die Schlüssel für den Wirtschaftsstandort Deutschland.“

14.07.2021 | Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) bot bei seinem Besuch im Stahlwerk von ArcelorMittal in Eisenhüttenstadt seine Unterstützung beim Thema Weiterbildung und Qualifizierung an. Am 13. Juli hatte sich Heil gemeinsam mit dem Kandidaten der SPD im Wahlkreis Frankfurt (Oder) – Oder-Spree, Mathias Papendieck, intensiv über anstehende neue Technologien und die Ausbildung im Werk informiert.

Bundesarbeitsminister Hubertus Heil zu Besuch im Warmwalzwerk am 13. Juni - Fotos: IG Metall

Aufsichtsratsmitglied Albrecht Gerber, bis 2018 Minister für Wirtschaft und Energie in Brandenburg begleitete den Besuch.

„Die Aufgabe, die vor uns liegt, ist gigantisch. Über 200 Jahre haben wir Kohle, Öl und Gas verbrannt, um Energie zu gewinnen. Energie für unsere Industrie, für die Maschinen und Autos, für Wohnungen. Die Kehrseite: Große Mengen an klimaschädlichen Treibhausgasen und eine fortschreitende Erderwärmung“, stellt Hubertus Heil bei seinem Besuch fest. „Nun werden wir innerhalb von weniger als 25 Jahren unsere Art des Wirtschaftens vollständig ändern müssen. Ich will, dass die deutsche Industrie aus diesem Wandel nicht geschwächt hervorgeht – sondern gestärkt. Hier in Eisenhüttenstadt kann man die Transformation der Industrie ganz konkret erleben. Die Arbeit im Stahlwerk ändert sich rasend schnell. Was mir wichtig ist: Strukturwandel darf nicht zu Strukturbrüchen führen. Die Grundstoffindustrie befindet sich momentan zwischen zwei Stühlen: es ist absehbar, dass konventionelle Co2-intensive Technologien Auslaufmodelle sein werden. Auf der anderen Seite sind viele neue klimafreundliche Technologien noch unrentabel. Hier muss der Staat unterstützen und die Umrüstung der Grundstoffindustrie großzügig fördern. Und: Die Beschäftigten von heute müssen die Möglichkeit haben, die Arbeit von morgen zu machen. Eine Ausbildung in jungen Jahren wird nicht mehr für 40 Jahre tragen, sondern braucht immer wieder Auffrischung. Weiterbildung und Nachqualifizierung - das sind die Schlüssel für den Wirtschaftsstandort Deutschland.“

Wenn derzeit über Stahlwerke geredet wird, dann vor allem wegen des Green Deals. Die Beschäftigten im Stahlwerk in Eisenhüttenstadt formulierten mit der IG Metall und dem Betriebsrat ihre Sorgen und Ängste. „Die Beschäftigten fragen sich zurecht, ob ihre Arbeitsplätze erhalten bleiben und wie sie aussehen werden, wenn die Forderung der Politik nach klimaneutraler Produktion umgesetzt wird“, sagte Dirk Vogeler, Betriebsratsvorsitzender bei ArcelorMittal. „Die Belegschaft fragt sich: Wenn künftig Stahl mit einer DRI-Anlage (Direct Reduced Iron) zur Erzeugung von Eisenschwamm und Stahl in einem Elektrolichtbogenofen statt im Hochofen gekocht wird, verlieren wir dann Jobs und auch Fachwissen vor Ort?“

„Ein wichtiges Kernelement für den Stahlstandort Eisenhüttenstadt ist die Infrastruktur. Eine ausreichende Wasserstoffversorgung geht nur über den Anschluss an das Wasserstoffleitungsnetz. Das erfordert zügiges politisches Handeln. Die Unterstützung auf dem Weg zur CO2-Neutralität ist für mich eine zentrale Aufgabenstellung, die ich in die Bundespolitik einbringen will“, betonte beim Besuch Mathias Papendieck, SPD-Wahlkreiskandidat für den Bundestag.

Auszubildende des zweiten Lehrjahrs zeigten dem Bundesarbeitsminister am 13. Juni 2021 das neu gebaute Insektenhotel auf dem Werksgelände. "Wie schnell wird eine Umstellung auf den Elektrolichtbogenofen und die DRI-Anlage stattfinden? Was bedeutet das für unsere Ausbildung? Werden bestimmte Ausbildungsberufe dann wegfallen?“, formulierten die Auszubildenden ihre Sorgen. Sie stellen dem Bundesminister ihr Projekt Soziales Lernen vor. Das Soziale Lernen findet für die Auszubildenden im 2. Ausbildungsjahr in verschiedenen sozialen Einrichtungen statt. Die Auszubildenden sind dann zwei Wochen im städtischen Krankenhaus, Behinderten- und Pflegeheimen sowie -Werkstätten oder in Kitas und leisten unterstützende Arbeiten. Das Ziel des Projekts ist es, einen Blick über den Tellerrand zu erhalten und diese Arbeitsgebiete nicht nur zu wertschätzen, sondern auch die Werte und Leistungen der sozialen Arbeiten zu verstehen.

„Transformation kennen unsere Kolleginnen und Kollegen in Eisenhüttenstadt aus den Jahren nach der Wiedervereinigung“, sagte Holger Wachsmann, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Ostbrandenburg. „Es gab positive und viele negative Beispiele im Osten. Eins ist klar, nur wo der Wandel aktiv begleitet wird, kann er gelingen. Es muss klare Perspektiven für die Beschäftigten und auch künftige Auszubildende geben.“ Er forderte einen kontinuierlichen Austausch aller Akteure auf dem Weg zur Klimaneutralität und das gesichert werde, dass es bei den Milliarden Fördersummen am Ende auch durch den Konzern und die Politik Bestandsgarantien für die integrierten Stahlstandorte Bremen und Eisenhüttenstadt gibt.

Betriebsrat und IG Metall überreichten Bundesarbeitsminister Hubertus Heil beim Rundgang durch das Stahlwerk ein Positionspapier mit Forderungen der Belegschaft.

Auch die Geschäftsführung begrüßte den Bundesarbeitsminister und zeigte dem Besuch bei einer Stippvisite das Warmwalzwerk.

„ArcelorMittal hat eine klare Strategie entwickelt, um Stahl in Eisenhüttenstadt klimaneutral zu produzieren. Ziel ist es, die Hochofenroute durch einen Elektrolichtbogenofen in Kombination mit erhöhtem Schrotteinsatz und innovativer, wasserstoffbasierter Eisenschwammproduktion abzulösen, um damit früher, als von der Bundesregierung geplant, klimaneutral zu produzieren“, erklärt Dr. Ralf-Peter Bösler, Geschäftsführer Primary ArcelorMittal Eisenhüttenstadt. „Dieser komplexe Transformationsprozess erfordert politische Rahmenbedingungen für die technischen Anpassungen und die Nutzung von Brückentechnologien, wie zum Beispiel die Nutzung von Erdgas, bis grüner Wasserstoff in ausreichender Menge und zu wettbewerbsfähigen Preisen zur Verfügung steht. Um die Transformation erfolgreich zu gestalten, ist die gezielte Qualifizierung unserer Fachkräfte eine wesentliche Voraussetzung. Die Aus- und Weiterbildung muss sicherstellen, dass unsere Mitarbeiter in den nächsten Jahren kontinuierlich für die neuen Technologien fit gemacht werden. Diese Themen und potentielle Unterstützung sind Schwerpunkte der Gespräche mit dem Bundesarbeitsminister Hubertus Heil.“

 

 

Von: aw

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