Betriebsratswahlen 2022

„Ohne unseren starken Betriebsrat würde der Stahlstandort Eisenhüttenstadt womöglich gar nicht mehr existieren.“

03.03.2022 | 2.700 Beschäftigte sind bei den Betriebsratswahlen im ArcelorMittal-Stahlwerk in Eisenhüttenstadt eingeladen, ihre betriebliche Interessenvertretung beim größten Arbeitgeber in Ostbrandenburg für die kommenden vier Jahre zu wählen. Der Betriebsratsvorsitzende Dirk Vogeler erläutert, was ein starker Betriebsrat für die Kolleginnen und Kollegen alles bewegen und erreichen kann.

Dirk Vogeler ist seit Anfang 2020 Betriebsratsvorsitzender im ArcelorMittal-Stahlwerk in Eisenhüttenstadt und engagiert sich ehrenamtlich in der IG Metall Ostbrandenburg. - Foto: Volker Wartmann

„Das ArcelorMittal-Stahlwerk ist ein Leuchtturm für die gesamte Region. Wir haben hier auf der einen Seite eine hochqualifizierte Belegschaft und bieten sehr gute Ausbildungsmöglichkeiten für angehende Fachkräfte. Auf der anderen Seite haben die 2700 Beschäftigten hier gute Arbeitsbedingungen und werden fair nach Flächentariflohn bezahlt. Das ist nicht selbstverständlich und in vielen anderen Betrieben in Ostbrandenburg nicht der Fall.

Diese Errungenschaften sind nicht vom Himmel gefallen: Diese hätten wir ohne eine starke und engagierte betriebliche Interessenvertretung nicht erreicht. Dass der Betriebsrat bei uns so durchsetzungsstark ist, liegt maßgeblich an der starken gewerkschaftlichen Vertretung in unserem Betrieb. Dass nahezu alle Kolleginnen und Kollegen Mitglied in der IG Metall sind, hilft bei der Betriebsratsarbeit enorm. Je stärker die Gewerkschaft in einem Unternehmen vertreten ist, umso besser funktioniert der Betriebsrat und umso größer sind die Mitbestimmungsmöglichkeiten der Belegschaft. Der Betriebsrat zieht seine Kraft aus der intensiven Zusammenarbeit mit der gesamten Belegschaft, insbesondere mit den IG Metall-Vertrauensleuten im Unternehmen und mit der IG Metall-Geschäftsstelle Ostbrandenburg.

Ein wichtiger Eckpfeiler waren und sind unsere Beschäftigten mit einer starken IG Metall und ihrem starken Betriebsrat. Sonst würde der Stahlstandort Eisenhüttenstadt womöglich gar nicht mehr existieren. Seit der Wende mussten wir in den vergangenen drei Jahrzehnten mehrfach um den Erhalt unseres Standortes kämpfen, was uns durch den großen Zusammenhalt der Belegschaft und ihrer hohen Identifikation mit dem Stahlwerk auch erfolgreich gelungen ist. Wir sind uns aber bewusst, dass wir uns auf diesen Lorbeeren nicht ausruhen können und auch künftig nicht lockerlassen dürfen, wenn wir den Stahlstandort Eisenhüttenstadt mit seinen guten Arbeitsbedingungen langfristig sichern wollen.

Zu den großen Erfolgen des Betriebsrats in den vergangenen Jahren zählt unter anderem, dass wir hier eine nachhaltige Beschäftigungssicherung hinbekommen haben. Die Wahlmöglichkeit zwischen einem 32- beziehungsweise 35-Stunden-Schichtsystem stößt bei der Belegschaft auf eine hohe Akzeptanz. Diese Schichtsysteme sind familienfreundlich und bieten ausreichend Freizeitmöglichkeiten für die Beschäftigten.

Auch dass wir als Betriebsrat in den Verhandlungen mit dem Arbeitgeber eine Fortsetzung der Altersteilzeitregelungen erreichen konnten, wird von vielen Kolleginnen und Kollegen ebenfalls sehr geschätzt.

Im Frühjahr 2019 konnten wir dank der Geschlossenheit der Belegschaft erreichen, dass der ArcelorMittal-Stahlstandort Eisenhüttenstadt eigenständig bleiben konnte. Nachdem Pläne bekannt geworden waren, dass der Konzern ArcelorMittal im Rahmen des Umbaus der Konzernstrukturen die gesellschaftsrechtliche Eigenständigkeit des Standorts Eisenhüttenstadt und damit die Mitbestimmung vor Ort in Frage stellte, gab es massiven Widerstand von Betriebsrat und Beschäftigten gemeinsam mit der IG Metall. Dadurch konnte eine Fusion mit dem ArcelorMittal-Standort Bremen verhindert werden, durch die Eisenhüttenstadt womöglich zur verlängerten Werkbank degradiert worden wäre.

Bei diesem Konflikt wurde ein weiteres Mal deutlich, wie wichtig es ist, die Lokal-, Landes- und Bundespolitik zu unserer Unterstützung mit ins Boot zu holen, wenn es um den Erhalt unseres Standortes geht. Darum pflegen wir als Betriebsrat unsere Kontakte zur Politik auch kontinuierlich und intensiv.

Bei der bevorstehenden Transformation mit dem Ziel einer CO2-armen und klimafreundlichen Stahlerzeugung dürfen wir in den kommenden Jahren nicht lockerlassen und den Zug nicht verpassen, sondern müssen weiterhin fest zusammenhalten. Wir haben den Anspruch, diesen Transformationsprozess mitzugestalten. Der Wandel kann nur gelingen, wenn die Beschäftigten in diesen Transformationsprozess miteinbezogen und mitgenommen werden. Mitbestimmung ist dabei unverzichtbar, ebenso wie eine tatkräftigte, finanzielle Unterstützung durch die Politik.

Es ist besonders wichtig, dass die Beschäftigten in diesem Prozess eine Perspektive sehen! Dafür müssen wir die Sorgen und Befürchtungen der Kolleginnen und Kollegen ernst nehmen und Lösungen entwickeln, wie sie die bevorstehenden Herausforderungen bewältigen können, beispielsweise indem wir angepasste Qualifikations- und Weiterbildungsmöglichkeiten anbieten. Die Kolleginnen und Kollegen dürfen von der Geschwindigkeit des Transformationsprozesses nicht überfordert und nicht allein gelassen werden. Zu unseren Aufgaben zählt auch, die Belegschaft zu motivieren, den Wandel aktiv mitzugestalten und ihnen Möglichkeiten aufzuzeigen, wie sie das tun können.

Ich bin mir sicher, dass wir die anstehenden Herausforderungen in den kommenden Jahren meistern werden, wenn wir es schaffen, den Kolleginnen und Kollegen entsprechende Wege aufzuzeigen, die für sie schaffbar und auch lohnenswert sind.

Insgesamt haben wir 50 Kandidatinnen und Kandidaten für die diesjährige Betriebsratswahl gewinnen können, Männer und Frauen aus allen Werksbereichen. Das Gute dabei ist: Sämtliche Kandidatinnen und Kandidaten sind IG Metall-Mitglieder. Es gibt keine weitere Liste neben der IG Metall.

Die Betriebsratsarbeit macht mir auch nach mehr als 20 Jahren noch immer große Freude. Man lernt ständig etwas Neues dazu und hat viel mit unterschiedlichen und interessanten Menschen zu tun. Es ist motivierend, gemeinsam Gutes für die Kolleginnen und Kollegen zu erkämpfen und sich für ihre Interessen einzusetzen. Aus diesem Grund habe ich mich auch dieses Mal erneut zur Wahl aufstellen lassen.“

 

Dirk Vogeler, 57, arbeitet seit Beginn seines Berufslebens im ArcelorMittal-Stahlwerk in Eisenhüttenstadt. 1979 begann er dort seine Ausbildung zum Zerspaner, später arbeitete er einige Jahre als Schleifer im Kaltwalzwerk, als Schichtführer und bildete sich zum Industriemeister Metall weiter. 1998 wurde Vogeler erstmals in den Betriebsrat gewählt. Seit dem Jahr 2000 ist er für diese Tätigkeit freigestellt. Anfang 2020 übernahm er den Posten des Betriebsratsvorsitzenden als Nachfolger von Holger Wachsmann, der die Geschäftsführung der IG Metall Ostbrandenburg übernahm. Gewerkschaftlich engagiert ist Vogeler bereits seit seiner Ausbildung. Er ist ehrenamtliches Mitglied der Delegiertenversammlung und im Ortsvorstand der IG Metall Ostbrandenburg. Im ArcelorMittal-Stahlwerk in Eisenhüttenstadt finden die Betriebsratswahlen vom 7. bis 14. März 2022 statt.

Von: vw

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