CORONA-KRISE MACHT SCHUTZMASSNAHMEN NÖTIG

Stahlarbeiter brauchen handelspolitische Absicherung

28.05.2020 | Während in Europa die Stahlnachfrage eingebrochen ist, wird außerhalb Europas die Stahlproduktion teilweise sogar ausgeweitet. Damit droht ein massiver Anstieg von Importen in die EU. Zum Schutz der heimischen Produzenten und Arbeitsplätze fordert die IG Metall handelspolitische Maßnahmen. Die IG Metall Ostbrandenburg warnt vor schweren wirtschaftlichen Problemen für die gesamte Region von Eisenhüttenstadt bis Prenzlau.

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IG Metall Betriebsräte in der Stahlindustrie fordern Corona-Unterstützung für ihre Beschäftigten

Foto: IG Metall Ostbrandenburg

Die Stahlindustrie war bereits vor der Corona-Krise mit erheblichen Herausforderungen konfrontiert – gerade auch am Stahlstandort Deutschland und speziell auch in Eisenhüttenstadt. Die Corona-Pandemie stürzt die Branche nun in eine verschärfte Krise.

Die Bundesregierung und die Länder haben zwar Maßnahmen beschlossen, um Liquiditätsprobleme zu mildern und Beschäftigung zu stabilisieren und IG Metall und Betriebsräte haben schnell die Bedingungen für Kurzarbeitsregelungen verhandelt. Diese Maßnahmen können jedoch mit Blick auf die Stahlindustrie nur dann die angestrebte Wirkung entfalten, wenn sie in dieser besonderen Krisensituation durch weitergehende Maßnahmen ergänzt werden. Und genau dabei kommt der Handelspolitik eine Schlüsselrolle zu.

Stahlnachfrage bricht um 50 Prozent ein

Das Problem ist: Aktuell bricht die Stahlnachfrage in der EU dramatisch ein, zuletzt um satte 50 Prozent. Ähnliche Entwicklungen zeigen sich auch in anderen Ländern. Während die Hersteller in der EU auf die veränderte Situation je individuell mit einer Anpassung ihrer Produktion reagieren beziehungsweise eine solche vorbereiten, wird in anderen Ländern die Stahlerzeugung teilweise sogar ausgeweitet. "Das ist völlig unverständlich, insbesondere weil es im Moment überall oberste Priorität haben müsste die Gesundheit der Beschäftigten zu schützen." sagt Holger Wachsmann, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Ostbrandenburg.

Dies gilt insbesondere auch für China, wo die Rohstahlherstellung im ersten Quartal trotz eines tiefen Konjunktureinbruchs ausgeweitet wurde. Die Folge ist: Erhebliche Lagerbestände wurden und werden aufgebaut, die bei Wiederanziehen der Nachfrage auf die Weltmärkte drängen.

Handelspolitische Schutzmaßnahmen nötig

Sollte es in der auf absehbare Zeit äußerst fragilen Lage auf den Märkten wieder zu einer Überflutung Europas mit diesen Überkapazitäten aus Fernost kommen, droht nicht nur dem Stahlstandort Deutschland, sondern der gesamten industriellen Wertschöpfungskette ein dauerhafter Schaden.

Die IG Metall und der Branchenverband Wirtschaftsvereinigung (WV) Stahl sehen es daher als zwingend notwendig an, zeitnah handelspolitische Schutzmaßnahmen zu ergreifen, die die veränderte Lage auf den Märkten widerspiegeln.

In dieser historisch einmaligen Situation darf nicht zugelassen werden, dass andere Länder in der aktuellen Krise ihre Strukturprobleme auf dem Europäischen Stahlmarkt und damit auf dem Rücken der Beschäftigten in der EU-Stahlindustrie abladen.

Vorrangig geht es nun also um zwei Dinge sagt Holger Wachsmann. "Eine Anpassung der Importmengen in die europäische Union und zusätzlich auch immernoch ein Konjunkturpaket Klimaschutz, das im wesentlichen Instrumente zur Umsetzung der Transformation hin zu klimaneutraler Stahlproduktion enthält." Weiter sagt der Chef der IG Metall Ostbrandenburg: "Jetzt heißt es Druck machen. Im ersten Schritt mit dieser Video-Botschaft der Betriebsräte und wenn das nicht reichen sollte, wissen wir aus den letzten Jahren ja leider zu genüge wie der Weg nach Berlin und Brüssel ist. Stahl ist Zukunft insbesondere für den Osten Brandenburgs."

Von: ju

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