Tag der Mitbestimmung

IG Metall Ostbrandenburg macht die neuen Auszubildenden im Stahlwerk fit für aktive Mitbestimmung im Betrieb

12.09.2022 | Was manche Kolleginnen und Kollegen in Sachen Mitbestimmungsmöglichkeiten im Betrieb in vielen Berufsjahren nicht mitbekommen, lernen die Auszubildenden im Stahlwerk Eisenhütten bereits in der ersten Woche ihrer Ausbildung: Am so genannten Tag der Mitbestimmung erfuhren sie in mehreren Workshops von Vertreterinnen und Vertretern von der IG Metall, Betriebsrat, IG Metall-Vertrauensleuten und der Jugend- und Auszubildendenvertretung (JAV), wie umfangreich ihre Mitbestimmungs- und Einflussmöglichkeiten im Betrieb sind.

Am Tag der Mitbestimmung im Schlaubetal nahmen sämtliche neuen Auszubildenden im Stahlwerk Eisenhüttenstadt teil. - Fotos: Volker Wartmann

Organsiert wurde der Tag der Mitbestimmung von den Vertreterinnen und Vertretern der Jugend- und Auszubildendenvertretung (JAV).

Jörg Ullrich von der IG Metall Ostbrandenburg informierte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer über die wichtige Rolle der Gewerkschaft im Stahlwerk Eisenhüttenstadt.

In ihrem Workshop klärten die Vertreterinnen und Vertreter der JAV die neuen Azubis über ihre Rechte auf.

Die IG Metall-Vertrauensleute Caro, Tim und Marcus (von links) stellten die Tätigkeiten der Vertrauensleute im Stahlwerl Eisenhüttenstadt vor.

Im Kaminzimmer der Jugendherberge Bremsdorfer Mühle standen Betriebsrätin Xenia Karapetian (links) und Betriebsrat Steffen Hafki (rechts) den Auszubildenden auch für Fragen zur anstehenden Transformation des Stahlwerks Eisenhüttenstadt zur Verfügung.

Der Spaß kam in den Workshops nicht zu kurz.

Das Roadshow-Mobil war an diesem Tag auch vor Ort.

Pausen dürfen nicht zu kurz kommen.

Einige Inhalte erarbeiteten die Azubis in Arbeitsgruppen.

Beim IG Metall-Quiz waren alle mit großem Engagement dabei.

Nach dem Workshoptag gab es lecker Burger vom Holzkohlengrill für alle.

Die erste Ausbildungswoche stand für die neuen Azubis im ArcelorMittal-Stahlwerk in Eisenhüttenstadt ganz im Zeichen des Kennen- und Grundlagenlernens. Dazu trafen sich die Neuen in der ersten Septemberwoche von Montag bis Freitag in der Jugendherberge an der Bremsdorfer Mühle im Schlaubetal. Am Tag der Mitbestimmung übernahmen Vertreterinnen und Vertreter von der IG Metall, Betriebsrat, Vertrauensleuten und der Jugend- und Auszubildendenvertretung (JAV) die Regie; die Ausbilderinnen und Ausbilder hatten an diesem Tag Pause.

Jörg Ullrich, Politischer Sekretär bei der IG Metall Ostbrandenburg und zuständig für die Jugendarbeit, stellte den Teilnehmerinnen und Teilnehmern zu Beginn seines Workshops das Motto der Gewerkschaft vor: Nur zusammen sind wir stark! Errungenschaften der IG Metall wie Tarifvertrage, hohe Löhne, 35-Stunden-Woche seien nur erreicht worden, weil sich viele Kolleginnen und Kollegen geschlossen und gemeinsam mit der IG Metall dafür engagiert hätten, so Ullrich.

„Um solche Erfolge erreichen zu können, ist es sehr wichtig, dass alle Beschäftigten in der Gewerkschaft sind. Wenn nicht nahezu alle Kolleginnen und Kollegen im Stahlwerk IG Metall-Mitglieder wären, hätten sie dort nicht so gute Arbeitsbedingungen“, so Ullrich. „Ihr solltet euch klar sein, dass ihr im Vergleich zu vielen Kolleginnen und Kollegen in anderen Betrieben in Ostbrandenburg in einer privilegierten Situation seid. Das liegt an der starken IG Metall bei euch im Stahlwerk. Wo die IG Metall nicht so stark ist, sind die Arbeitsbedingungen lange nicht so gut.“ Ullrich stellte unmissverständlich klar: „Die IG Metall seid ihr! Wir Hauptamtlichen sind dafür da, euch organisatorisch zu unterstützen, damit ihr gute Gewerkschaftsarbeit machen könnt.“

Überzeugt von den zahlreichen, starken Argumenten für eine IG Metall-Mitgliedschaft füllten die wenigen Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die bis dahin noch nicht Mitglied in der IG Metall waren, im Anschluss an den Workshop umgehend einen Mitgliedsantrag aus.

Von der Jugend- und Auszubildendenvertretung (JAV) waren sechs der sieben Vertreterinnen und Vertreter vor Ort, unter anderem die JAV-Vorsitzende Emely Knespel und ihr Stellvertreter Leon Hafki. Sie stellten die Aufgaben und Erfolge der JAV im Stahlwerk vor. „Wir sind sozusagen die Rechtsanwälte der Azubis“, erläuterte Emely Knespel. „Nur wer seine Rechte kennt, kann sie auch nutzen. Die JAV ist der Garant dafür, dass der Arbeitgeber seine Pflichten und Aufgaben gegenüber den Auszubildenden einhält.“ Zu den Rechten der Azubis gehöre beispielsweise, dass sie keine ausbildungsfremden Tätigkeiten und keine Akkordarbeit machen dürften, so Knespel. „Wenn ihr Probleme habt oder Rat braucht, sind wir 24 Stunden am Tag an sieben Tagen in der Woche für euch da. Ihr habt das Recht, uns auch während der Arbeitszeit zu kontaktieren und aufzusuchen. Ihr müsst euch dafür nur bei eurem Ausbilder abmelden.“

Zu den großen Erfolgen der JAV in den vergangenen Jahren zähle beispielsweise, dass der Arbeitgeber mittlerweile die Fahrtkosten zur Berufsschule in Fürstenberg übernehme, so Knespel. Die JAV plane auch starke Aktionen und führe sie groß durch: Nach der Vorführung einiger Videos von Aktionen in den vergangenen Jahren waren zahlreiche Teilnehmerinnen und Teilnehmer Feuer und Flamme und bekundeten, bei der nächsten Aktion auf jeden Fall auch dabei sein zu wollen.

Am Ende des Workshops warben die JAVler noch für die Teilnahme am IG Metall-Welcome Wochenende vom 23. bis 25. September in Prieros. „Dort könnt ihr Auszubildende aus zahlreichen anderen Betrieben in Ostbrandenburg kennenlernen, miteinander feiern und euch miteinander vernetzen“, sagte Knespel. Sie prophezeite: „Wer nicht dabei ist, wird es hinterher höchstwahrscheinlich bereuen.“

Als Vertreterinnen der IG Metall-Vertrauensleute waren Tim, Marcus und Caro bei diesem Workshoptag dabei. „Vertrauensleute sind Ansprechpartner und Stimme der IG Metall-Mitglieder im Betrieb“, erläuterte Caro. „Sie haben immer ein offenes Ohr und setzen sich für ihre Kolleginnen und Kollegen ein, im Betrieb und in den Gremien der IG Metall. Vertrauensleute sind quasi das Sprachrohr der Mannschaft. Und in Tarifrunden informieren, beteiligen und mobilisieren sie die Belegschaft.“ In zwei Arbeitsgruppen erarbeiteten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, wie Vertrauensleute ihre Kolleginnen und Kollegen bei einem konkreten Anliegen unterstützen können.

Vom Betriebsrat standen Xenia Karapetian und Steffen Hafki den Auszubildenden Rede und Antwort. „Der Betriebsrat vertritt die Interessen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gegenüber dem Arbeitgeber, bringt Demokratie in die Arbeitswelt und sorgt für sichere Arbeitsplätze und faire Arbeitsbedingungen“, sagte Betriebsrat Steffen Hafki. „Darum ist es wichtig, dass der Betriebsrat eine starke Stellung im Unternehmen hat. Und dafür ist es wiederum wichtig, dass sich möglichst viele Kolleginnen und Kollegen an der Wahl des Betriebsrates beteiligen.“

„Der Betriebsrat im Stahlwerk hat über die vergangenen Jahrzehnte eine scheißgeile Arbeit hingelegt“, bilanzierte Betriebsrätin Xenia Karapetian. „Lehrmittelfreiheit, die Durchführung einer Kennenlernwoche wie dieser und dass die Arbeitskleidung vom Betrieb gewaschen wird, sind nur einige der Errungenschaften, die der Betriebsrat in den vergangenen Jahren durchgesetzt hat. Der Betriebsrat bei uns hat bei nahezu alle Punkten ein Mitspracherecht und entscheidet mit, beispielsweise wenn es um Schichtpläne, Einstellungen oder Kündigungen geht.“

Neben der eigentlichen Betriebsratsarbeit interessierte viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer auch bereits wenige Tage nach Beginn ihrer Ausbildung die bevorstehende Transformation des Stahlwerks in den kommenden Jahren. Steffen Hafki stellte klar: „Wenn alles optimal läuft, werden wir nach der Dekarbonisierung im Stahlwerk 400 Arbeitsplätze weniger haben. Der Betriebsrat setzt sich dafür ein, dass im Verlauf der Transformation keine einzige Kollegin oder Kollege entlassen werden muss und dass die Auszubildenden weiterhin eine Übernahmegarantie haben.“

Der informative Tag klang mit einem gemeinsamen Quizspiel und anschließendem Burgeressen im Garten der Jugendherberge fröhlich aus. Und einige Teilnehmerinnen und Teilnehmer bekundeten schon jetzt ihr Interesse, demnächst bei der JAV, Im Ortsjugendausschuss oder bei den Vertrauensleuten mitarbeiten und -gestalten zu wollen.

Von: vw

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