Delegiertenversammlung in Erkner

Große Probleme bei zahlreichen Unternehmen, Betriebsratswahlen bei Tesla und vieles mehr ...

22.03.2022 | Zu ihrer ersten Delegiertenversammlung im Jahr 2022 trafen sich die Delegierten des Parlaments der IG Metall-Geschäftsstelle Ostbrandenburg am 19. März wieder in Präsenz, unter 3G-Bedingungen im Bildungszentrum Erkner. Im Mittelpunkt stand die aktuelle Lage in wichtigen Betrieben der Region, auch vor dem Hintergrund des Kriegs in der Ukraine. Weitere zentrale Themen waren die Betriebsratswahlen 2022 und die Aktivitäten der IG Metall Ostbrandenburg im ersten Quartal 2022.

Die erste Delegiertenversammlung der IG Metall Ostbrandenburg im Jahr 2022 war gut besucht. - Fotos: Volker Wartmann

Esther Block, ehrenamtliche Zweite Bevollmächtigte der IG Metall Ostbrandenburg, begrüßte die Delegierten herzlich.

Holger Wachsmann, Geschäftsführer der IG Metall Ostbrandenburg, stellte den Delegierten den Geschäftsbericht vor.

Andreas Kokolsky, Betriebsratsvorsitzender bei Sonae Arauco in Beeskow, berichtete von den Protestaktionen der Beschäftigten während der Tarifrunde der Holz- und Kunststoffindustrie.

Betriebsrätin Kornelia Hillburger schilderte die schwierige Lage bei FSME in Eisenhüttenstadt.

Betriebsrätin Doreen Klawikowski erläuterte die vertrackte Situation bei DSD IAT in Eisenhüttenstadt.

Ulf Kühnel, Betriebsratsvorsitzender bei Hawle Guss, berichtete von Schwierigkeiten des Unternehmens bei der Rohstoffbeschaffung.

Gewerkschaftssekretär Jörg Ullrich informierte die Delegierten über das ignorante Verhalten der Geschäftsführung bei Perrin in Prenzlau, die sich bisher weigert, Tarifverhandlungen mit der IG Metall aufzunehmen.

Dirk Vogeler, Betriebsratsvorsitzender im ArecelorMittal-Stahlwerk in Eisenhüttenstadt, erläuterte die schwierige Situation in der Stahlbranche.

Revisorin Anja Hannemann hat nach nach dem Verlesen ihres Berichts gute Laune.

Jörg Ullrich, Dirk Vogeler und Holger Wachsmann (von links) lösen Tücken mit der Technik gemeinsam.

Zwei Unterstützer des Teams IG Metall bei den Betriebsratswahlen 2022.

Auch der Betriebsratsvorsitzende Ulf Kühnel von Hawle Guss bezieht klar Stellung.

Zu Beginn der Veranstaltung gedachten die Delegierten mit einer Schweigeminute der Opfer des Krieges in der Ukraine. Anschließend war der Krieg, auch mit seinen Folgen für die Menschen hierzulande, das erste zentrale Thema der Delegierten. Holger Wachsmann, Geschäftsführer der IG Metall Ostbrandenburg, verlieh der Hoffnung Ausdruck, dass der Krieg und das Leid in der Ukraine hoffentlich bald ein Ende habe. Auch die wirtschaftlichen Folgen für Deutschland seien noch nicht abzuschätzen. „Der Krieg in der Ukraine wird Auswirkungen auf jeden einzelnen von uns haben, auch auf unser Arbeitsleben“, sagte Wachsmann. Im Laufe des Austausches und der Diskussion wurde schnell klar: In einigen Unternehmen sind zu mindest dunkle Wolken am Horizont zu sehen. Einig waren sich alle in einem Punkt. Der Krieg muss sofort ein Ende haben.

IG Metall Ostbrandenburg entwickelt sich stabil

Zu den ersten Tagesordnungspunkten gehörte die Vorstellung der Mitglieder- und Beitragsentwicklung. „Die IG Metall Ostbrandenburg entwickelt sich stabil", so Holger Wachsmann in seinem positiven Fazit. Er hob vor allem das sehr gut funktionierende Rückholmanagement und die betriebspolitischen Aktivitäten in den Betrieben hervor.

Betriebsräte sind für die Gewerkschaftsarbeit unverzichtbar

Anschließend schilderte Holger Wachsmann die regen Aktivitäten der Geschäftsstelle im ersten Quartal 2022. Bei den Betriebsratswahlen, die zwischen dem 1. März und dem 30. Mai stattfinden, stand – und steht – die Geschäftsstelle Ostbrandenburg allen Betriebsräten unterstützend zur Seite, beispielsweise bei der Kandidatensuche, bei der intensiven Vorbereitung der Wahlen und auch bei der Betreuung der Wahlvorstände. Wachsmann betonte, wie wichtig Betriebsräte auch für die Gewerkschaftsarbeit sind. „Ohne Betriebsräte ist es für die Gewerkschaft schwer bis unmöglich, etwas in den Betrieben zu gestalten und die Ergebnisse der Tarifpolitik der IG Metall umzusetzen. Der beste Tarifvertrag nutzt uns nichts, wenn wir im Betrieb keinen Betriebsrat haben, der die Einhaltung überwacht und ihn umsetzt“, so Wachsmann. „Außerdem sind Betriebsräte auch IG Metall-Vertrauensleute, die als IG Metall viele Ideen und Initiativen entwickeln und mit den Kolleginnen und Kollegen in die Betriebe hineintragen.“

Auch der Internationale Frauentag war noch einmal Thema. Wachsmann: „Der wesentliche Fokus im Kampf für Gleichberechtigung sollte für uns vor allem auch darauf liegen, in schlecht bezahlten Jobs, die ja überwiegend von Frauen ausgeübt werden, eine bessere Bezahlung und mehr Tarifverträge durchzusetzen. Zu viele Frauen arbeiten im Niedriglohnsektor.“ Anlässlich des Frauentags 2023 rief Wachsmann dazu auf, gemeinsam in eine Diskussion zu gehen, wie die IG Metall Ostbrandenburg bei diesem wichtigen Thema noch präsenter werden kann.

Hohe Energiepreise: Gewerkschaft fordert Entlastung für Beschäftigte

Angesichts der stark steigenden Energiepreise forderte Wachsmann ein schnelles Handeln der Politik. „Die hohen Benzinkosten waren schon vor dem Ukrainekrieg für viele Kolleginnen und Kollegen kaum noch zu verkraften. Hier ist die Politik gefordert, Entlastung für die Beschäftigten zu schaffen", so Wachsmann. „Wir können in der nächsten Tarifrunde nicht alles retten, was die Politik bei dieser Aufgabe versäumt. Dies darf nicht in einer Aufwärtsspirale enden. Energie muss wieder bezahlbar werden."

Die Ölkonzerne schlagen nun massiv Kapital aus der Krisensituation, private Haushalte und Unternehmen müssen jetzt schnell entlastet werden. Wachsmann stellte auch die gemeinsamen Forderungen vor, die IG Metall und Arbeitgeberverbände an die Regierung gestellt haben. Einige der Forderungen sind:

-       den schnelleren Ausbau der erneuerbaren Energien

-       Absenkung der hohen Steuern auf Strom und eine Deckelung der Gaspreise

-       Staat muss die Industrien bei den gewaltigen Umstellungen aktiv unterstützen

-       Abkehr von einer Schuldenbremse

-       Zukunftsinvestitionen und die sozial-ökologische Gestaltung

 

Mitte März 2022 veranstaltete die IG Metall Ostbrandenburg erstmals Ausbildernetzwerk. Ziel der Veranstaltung war, Ausbilderinnen und Ausbilder aus der Region unter dem Dach der IG Metall miteinander zu vernetzen. „Die Ausbilderinnen und Ausbilder haben ein großes Expertenwissen und sind diejenigen, die am nächsten an den jungen Leuten dran sind", sagte Wachsmann. „Darum ist es wichtig, dass sie die Möglichkeit erhalten, sich untereinander auszutauschen und mehr Unterstützung durch die IG Metall bekommen. Bei Themen wie dem digitalen Lernen, kaufmännischen Berufe im Wandel, Ausbildung und Prüfung während Corona und vielem mehr sind die Beschäftigten in der Berufsausbildung unsere wichtigsten Expertinnen und Experten und müssen gehört werden", betonte Wachsmann.

Betriebsratswahlen bei Tesla

Holger Wachsmann berichtete auch von den Betriebsratswahlen bei Tesla. Insbesondere manche amerikanischen Unternehmen sind dafür bekannt, Gewerkschaften gern aus den Werken heraushalten zu wollen. Dazu verfolgen sie oftmals verschiedene Strategien. Bei Tesla kam im November 2021 der Anstoß zur Wahl eines Betriebsrats, deutlich erkennbar mit Unterstützung des Managements. Überwiegend Führungskräfte bildeten den Wahlvorstand und zogen direkt schon bei der ersten Wahlversammlung T-Shirts ihrer Liste "Gigavoice" über. Der frühe Wahltermin schloss viele Beschäftigte von der Kandidatur zum Betriebsrat aus: „Die Kandidatur zur Betriebsratswahl setzt mindestens sechs Monate Betriebsangehörigkeit voraus", erklärte Holger Wachsmann.

Die Belegschaft von Tesla hat am 28. Februar 2022 erstmals einen Betriebsrat gewählt. Die konzernnahe Liste GigaVoice hat dabei in einem schwierigen Wahlkampf eine sehr knappe Sitzmehrheit erreicht, aber keine Stimmenmehrheit. Die nächste Betriebsratswahl bei Tesla wird es bereits in zwei Jahren geben müssen, weil sich die Zahl der Beschäftigten bis dahin mehr als verdoppeln soll, so Wachsmann.

Schwierige Situation in zahlreichen Unternehmen

Mehrere Delegierte schilderten die aktuelle, oft schwierige Situation in ihren jeweiligen Unternehmen, unter anderem Andreas Kokolsky, Betriebsratsvorsitzender bei Sonae Arauco in Beeskow, Kornelia Hillburger, Betriebsrätin bei FSME in Eisenhüttenstadt, Ulf Kühnel, Betriebsratsvorsitzender bei Hawle Guss in Fürstenwalde, Anja Hannemann, Betriebsratsvorsitzende bei Imperial Conpro in Eisenhüttenstadt, Doreen Klawikowski, Betriebsrätin bei DSD IAT und Dirk Vogeler, Betriebsratsvorsitzender im ArcelorMittal-Stahlwerk in Eisenhüttenstadt.

„Bei den Aktionen Anfang des Jahres während der Tarifverhandlungen in der Holz- und Kunststoffindustrie war so viel Schwung drin, wie ich ihn bisher noch nicht erlebt habe", sagte Andreas Kokolsky, Betriebsratsvorsitzender bei Sonae Arauco in Beeskow. „Auch wenn einige Kolleginnen und Kollegen mit dem erzielten Ergebnis unzufrieden waren, kann man sagen: Der wichtigste Schritt ist erst einmal gemacht. Wenn wir in dem Tempo weitermachen, brauchen wir noch vier bis sechs Jahre bis zur Angleichung an die anderen Tarifgebiete."

Von teilweise großen Herausforderungen in den Unternehmen berichteten Teilnehmende auch von Boryszew und Perrin in Prenzlau, AMERG in Eisenhüttenstadt und Kraft- und Lichtanlagen in Hertzfelde: Dabei geht es um sehr unterschiedliche Themen und Konflikte: Bei manchen Unternehmen bereitet die drohende Gefahr von fehlenden Rohstoffen inzwischen große Sorgen, bei anderen die ungewisse Auftragslage oder die andauernde Kurzarbeit. Bei wiederum anderen ist es die mangelnde Kooperations- beziehungsweise Dialogbereitschaft der jeweiligen Geschäftsführung, wenn es beispielsweise um die Aufnahme von Tarifhandlungen oder die Umsetzung von Vereinbarungen geht.

Trotz sehr gutem Geschäftsergebnis lebt auch der Betriebsrat beim ArcelorMittal-Stahlwerk in Eisenhüttenstadt nicht sorgenfrei. Die aktuelle Krise bereitet Unsicherheit in Bezug auf die Energieversorgung und den Absatz, so der Betriebsratsvorsitzende Dirk Vogeler. Wegen coronabedingter Ausfälle kam und kommt es noch immer zu gravierenden Personalengpässen. Das Hauptthema bleibe aber weiterhin die Bewältigung des bevorstehenden Transformationsprozesses. Die Erwartungen der Kolleginnen und Kollegen an die anstehende Stahltarifrunde seien sehr hoch, sagte Vogeler: „Die Kolleginnen und Kollegen erwarten eine hohe, tabellenwirksame Tariferhöhung.“

 

Bitte vormerken: Die weiteren Delegiertenversammlungen 2022 sind an folgenden Samstagen geplant:

18. Juni 2022

17. September 2022

10. Dezember 2022

 

Von: vw

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