29.01.2019 | Für die rund 8.000 Beschäftigten in der ostdeutschen Eisen- und Stahlindustrie begründete die IG Metall am Montag, 28. Januar, in Berlin ihre Forderung nach 6 Prozent mehr Geld und einer zusätzlichen Urlaubsvergütung von 1.800 Euro mit einer guten wirtschaftlichen Situation.
„Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen stehen für eine ordentliche Entgelterhöhung“, sagte Olivier Höbel, IG Metall Berlin-Brandenburg-Sachsen. „Die Beschäftigten in den Stahlwerken gehen auf viele Arbeitgeberanforderungen durch Zusatzschichten und mehr ein. Aber Flexibilität ist für uns keine Einbahnstraße. Daher erwarten wir, dass die zusätzliche jährliche Urlaubsvergütung für Beschäftigte in Höhe von 1.800 Euro auch in freie Tage umgewandelt werden kann. Die Beschäftigten wollen an dem, was sie erwirtschaften, teilhaben. Angesichts der guten wirtschaftlichen Situation in der Branche ist das auch machbar.“
Darüber hinaus sollen die Tarifverträge zur Altersteilzeit, über den Einsatz von Werkverträgen und zur Beschäftigungssicherung verlängert werden.
Um die Attraktivität der Stahlindustrie bei jungen Menschen hoch zu halten und einem Fachkräftemangel in dieser Branche vorzubeugen, wurde eine überproportionale Erhöhung der Ausbildungsvergütungen sowie die Vereinbarung einer Verhandlungsverpflichtung zu dual Studierenden gefordert. Die zusätzliche Urlaubsvergütung für Auszubildende soll 600 Euro betragen.
Die wirtschaftliche Lage bietet nach Angaben aller Wirtschaftsinstitute eine gute Grundlage für die von der IG Metall vorgelegten Forderungen. Die allgemeinwirtschaftliche Produktivität wächst in diesem Jahr voraussichtlich um 1 Prozent. Die Inflation legt um 2 Prozent zu. Das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts wird bei rund 1,8 Prozent liegen. Die Beschäftigten haben 2018 die hohe Auslastung der Stahlwerke durch herausragende Flexibilität und hohe Qualifikation abgesichert, dies gilt auch für 2019. Jetzt erwarten sie auch ein verhandlungsfähiges Angebot der Arbeitgeber.
„70 Prozent der Beschäftigten in der Stahlindustrie arbeiten in Schicht“, erklärt Olivier Höbel. „Schichtarbeit führt zu hohen gesundheitlichen Belastungen. Bei steigender Lebensarbeitszeit brauchen die Beschäftigten verstärkt zusätzliche eigenbestimmte Erholungszeiten, um ein langes Arbeitsleben gesund zu bewältigen. Die Beschäftigten fordern deshalb Entlastungsmöglichkeiten. Die zusätzliche Urlaubsvergütung soll daher in freie Tage umwandelbar sein.“
Die erste Tarifverhandlung wurde ohne Ergebnis vertagt. Der nächste Verhandlungstermin wird zeitnah festgelegt.