19.02.2018 | Die Metaller in Berlin und Brandenburg bekommen 4,3 Prozent Plus, tarifliches Zusatzgeld und mehr selbstbestimmte Zeit. Und die Arbeitgeber unterschrieben eine Gesprächsverpflichtung zur Ost-West-Angleichung der Arbeitszeit.
Der Metall-Pilotabschluss von Baden-Württemberg wird für die Metall- und Elektroindustrie in Berlin und Brandenburg übernommen. Darauf einigten sich die IG Metall und der Verband der Metall- und Elektroindustrie Berlin-Brandenburg (VME) nach fast vierstündigen Verhandlungen am Montagabend in Berlin. Am Freitag, 23. Februar, entscheiden die Tarifkommissionen der IG Metall in Schönefeld über die Annahme des Verhandlungsergebnisses.
Das Ergebnis im Detail: Die Entgelte der 110 000 Beschäftigten steigen zum 1. April 2018 um 4,3 Prozent. Für März gibt es eine Einmalzahlung von 100 Euro und 70 Euro für die Auszubildenden.
2019 tritt ein neuer Tarifvertrag „Zusatzgeld“ in Kraft. Dieser sieht eine Erhöhung des Jahreseinkommens von 27,5 Prozent eines Monats-Einkommens vor. Außerdem wird 2019 ein Festbetrag von 400 Euro gezahlt, der ab 2020 auf 12,3 Prozent eines Monats-Einkommens umgerechnet wird und ab dann tarifdynamisch steigt. Beschäftigte, die Kinder erziehen, Angehörige pflegen oder in Schicht arbeiten, können alternativ acht freie Tage wählen. Zwei Tage davon finanziert der Arbeitgeber.
Der Tarifvertrag sichert den Beschäftigten einen Anspruch, ihre Wochenarbeitszeit auf bis zu 28 Stunden für bis zu 24 Monate zu reduzieren. Danach haben sie das Recht, zu ihrer ursprünglichen Arbeitszeit zurückzukehren. Der Tarifvertrag hat eine Laufzeit bis zum 31. März 2020.
In der betrieblichen Umsetzung dieser neuen Arbeitszeitregelungen gilt ein verstärktes Mitbestimmungsrecht der Betriebsräte zur Personalplanung und -bemessung.
Mit einem weiteren Tarifvertrag „Mobiles Arbeiten“ wurde erstmals ein verbindlicher tariflicher Rahmen zum Thema mobiles Arbeiten geschaffen.
Für die Auszubildenden wurden verbesserte Freistellungsregelungen zur Prüfungsvorbereitung erreicht: Sie bekommen zwei Tage frei.
Mit der „Gesprächsverpflichtung zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen in Berlin und Brandenburg“ haben sich die Tarifparteien darauf verständigt, einen verbindlichen Arbeitsprozess zu beginnen. Mit einigen Unternehmen wird die IG Metall durch die Gründung einer Ergänzungs-Tarifgemeinschaft den Weg einer forcierten Angleichung der Arbeitsbedingungen, insbesondere bei der Arbeitszeit, einschlagen.
„Wir haben mit diesem Abschluss ein ausgezeichnetes Ergebnis erreicht: Damit fließt deutlich mehr Geld in die Taschen der Metallerinnen und Metaller. Zudem ermöglicht er Arbeitszeiten, die zum Leben passen, und mehr Mitbestimmung im Betrieb“, sagte Olivier Höbel, Bezirksleiter der IG Metall Berlin-Brandenburg-Sachsen. „Mit der Ergänzungs-Tarifgemeinschaft beschreiten wir den Weg einer Angleichung der Arbeitsbedingungen im Osten, der unterschiedliche Geschwindigkeiten für Betriebe zulässt. Wir wollen damit gute Beispiele schaffen, an denen sich weitere Belegschaften orientieren können.“
Der VME hat sich durch Abschluss einer Maßregelungsklausel dazu verpflichtet, keine Rechtsstreitigkeiten aus Anlass der Tarifrunde 2018 gegen die IG Metall zu führen.
Quelle: IG Metall-Bezirksleitung Berlin-Brandenburg-Sachsen, 19. Februar 2018