Delegiertenversammlung in Rüdersdorf

Delegierte beschließen einstimmig Kooperation mit der IG Metall-Geschäftsstelle Cottbus

10.09.2023 | Die bevorstehende Kooperation mit der IG Metall-Geschäftsstelle Cottbus, die aktuelle Lage in zahlreichen Betrieben in der Region, die personelle Situation in der Geschäftsstelle Ostbrandenburg und die kommenden Tarifrunden waren wesentliche Themen auf der Delegiertenversammlung der IG Metall Ostbrandenburg am 9. September im Kulturhaus Rüdersdorf. Gast Fritzi Hecker von der IG Metall-Bezirksleitung Berlin-Brandenburg-Sachsen informierte die Delegierten zudem über das Bildungsprogramm des Bezirks 2024.

Die Delegierten der IG Metall-Geschäftsstelle Ostbrandenburg stimmten einstimmig für eine Kooperation mit der IG Metall-Geschäftsstelle Cottbus. - Fotos: Volker Wartmann

Gäste bei der Versammlung in Rüdersdorf: Fritzi Hecker (Mitte) von der Bezirksleitung Berlin-Brandenburg-Sachsen und Willi Eisele (rechts), Noch-Geschäftsführer der IG Metall-Geschäftsstellen Cottbus und Südbrandenburg.

Zu Beginn der Veranstaltung stellte Holger Wachsmann, Geschäftsführer der IG Metall Ostbrandenburg, den aktuellen Geschäftsbericht vor.

Dirk Vogeler, Betriebsratsvorsitzender bei ArcelorMittal in Eisenhüttenstadt, berichtete den Anwesenden von den schwierigen Verhandlungen über den Zukunftstarifvertrag für die Beschäftigten im Stahlwerk.

Jörn Krumnow, Betriebsratsvorsitzender bei Sonae Arauco in Beeskow, gab einen Ausblick auf die Tarifrunde 2024.

Dennis Hoppe schilderte die weiterhin schwierige Situation bei Boryszew in Prenzlau.

Fritzi Hecker von der Bezirksleitung Berlin-Brandenburg-Sachsen informierte die Anwesenden über das Bildungsprogramm 2024.

Markus Prokop berichtete von seinen Erfahrungen im Seminar für junge Aktive.

Willi Eisele, Noch-Geschäftsführer der IG Metall Geschäftsstellen Cottbus und Südbrandenburg, erläuterte die Vorteile einer Kooperation mehrerer Geschäftsstellen.

Die Delegiertenversammlung in Rüdersdorf war gut besucht.

Holger Wachsmann bei der Abstimmung.

Gute Laune: Fritzi Hecker und Willi Eisele.

Zu Beginn der Veranstaltung stellte Holger Wachsmann, Geschäftsführer der IG Metall Ostbrandenburg, den aktuellen Geschäftsbericht vor. Erfreulich sei, dass sich Mitgliederzahlen weiterhin positiv entwickeln, so Wachsmann. Die Zuwächse seien hauptsächlich auf neue Mitglieder bei Tesla zurückzuführen. Auf dieser guten Entwicklung dürfe man sich jedoch nicht ausruhen, so Wachsmann. „Wir müssen uns auch weiterhin darum kümmern, dass wir in anderen Betrieben eine gute Kampfkraft haben, beziehungsweise aufbauen.“

Finanziell sei die Geschäftsstelle insgesamt gut aufgestellt, so Wachsmann. Personell sei die Lage in der Geschäftsstelle seit Längerem angespannt, derzeit sind zwei politische Sekretärsstellen unbesetzt.

„Wir haben auf die Ausschreibung der zwei freien Stellen einige Bewerbungen bekommen und hoffen, sie bald wieder besetzen zu können“, sagte Wachsmann. Holger Wachsmann kündigte zudem an, dass die Verwaltungsangestellte Karolina Perlak nach dem Ende ihres Erziehungsurlaubs Mitte November 2023 wieder in die Geschäftsstelle zurückkehren wird.

Berichte aus den Betrieben

Hier wurde deutlich, dass der IG Metall Ostbrandenburg auch künftig zahlreiche Herausforderungen bevorstehen. In einigen Betrieben konnte die Gewerkschaft in den vergangenen Monaten gute Resultate erzielen. So ist es der IG Metall bei Interlit Filtration in Joachimsthal gelungen, einen Tarifvertrag für die Beschäftigten abzuschließen, dem sämtliche Mitglieder zugestimmt haben. Die Kolleginnen und Kollegen bekommen über einen Zeitraum von anderthalb Jahren eine Inflationsausgleichsprämie gezahlt. Im Laufe des nächsten Jahres werden die Tabellenwerte um jeweils 200 Euro erhöht.

Schwierig gestaltet sich die Situation bei der Werksfeuerwehr bei Tesla in Grünheide, die zurzeit von dem Dienstleister Kötter gestellt wird. Dort hat die bisher zuständige Gewerkschaft Ver.di keinen Tarifvertrag abschließen können. „Wir als IG Metall sind bei Kötter noch nicht tarifmächtig. Wir wollen hier möglichst schnell eine Klärung erreichen“, sagte Wachsmann.

Bei Hawle Guss in Fürstenwalde konnten in den vergangenen Monaten wegen fehlender Bereitschaft der Geschäftsführung keine entscheidenden Fortschritte erreicht werden. Die Betriebsbetreuung wird bis Ende des Jahres interimsweise Manila Neumann von der Geschäftsstelle Cottbus übernehmen. Die Verhandlungen mit der Geschäftsführung wird in Absprache mit der Bezirksleitung anstelle der Geschäftsstelle Ostbrandenburg der erfahrene Willi Eisele, Geschäftsführer der IG Metall-Geschäftsstellen Cottbus und Südbrandenburg, führen.

Bei Kranbau Eberswalde ist der mit dem Investor Köhne abgeschlossene Vertrag nicht zum Tragen gekommen. Jetzt hat der ehemalige Geschäftsführer Grünhagen den Betrieb mit nur wenigen Beschäftigten übernommen. Über den Tarifvertrag, den die Bezirksleitung ausgehandelt hat, müssen die Mitglieder noch abstimmen. „Die neue Geschäftsführung verfolgt das Konzept, später die Produktion wieder aufbauen zu wollen“, so Wachsmann. „Wir hoffen, dass sie das umsetzen kann.“

Dirk Vogeler, Betriebsratsvorsitzender bei ArcelorMittal in Eisenhüttenstadt, informierte die Delegierten über die aktuelle Situation im Stahlwerk. „Leider haben wir bisher noch immer keinen Förderbescheid von der EU erhalten. Bereits im Jahr 2021 wurde gemeinsam mit dem Standort Bremen ein Antrag zur finanziellen Förderung des rund 2,5 Milliarden Euro schweren Investitionsprojekts für unseren Standort bei der Brüsseler Behörde gestellt“, sagte Vogeler. „Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz hat dem ArcelorMittal-Projekt zur kohlenstoffarmen Stahlerzeugung in Eisenhüttenstadt aber jetzt erlaubt, mit den Maßnahmen bereits vor dem Förderbescheid zu beginnen – jedoch auf eigenes Risiko.“

In den Verhandlungen über einen Zukunftstarifvertrag für die Stahlwerkerinnen und Stahlwerker in Eisenhüttenstadt konnten Arbeitgeber und Gewerkschaft bisher noch keine Einigung erzielen. „Die Arbeitgeber wollen noch immer die Möglichkeit einer Arbeitszeitverlängerung in dem neuen Vertrag festschreiben“, erläuterte Vogeler. „Das ist mit uns aber nicht zu machen.“

Über die aktuelle Lage bei Sonae Arauco in Beeskow berichtete der Betriebsratsvorsitzende Jörn Krumnow. „Unser Ziel ist es, perspektivisch auch über die Arbeitszeit zu reden“, so Krumnow. „In Vorbereitung auf die Tarifrunde 2024 werden wir in der Tarifkommission beraten, welche Tarifverträge zu kündigen sind. Unsere Kollegen sind der Meinung, beim Entgelt hätten wir einen Nachholbedarf.“

Neuigkeiten bei Elis, Schnorrenberg-Medworxs und Finow Automotive: Hier wird Manila Neumann von der IG Metall-Geschäftsstelle Cottbus vorübergehend bis Jahresende die Betriebsbetreuung übernehmen. 

Über die Situation bei Boryszew in Prenzlau brachte Dennis Hoppe die Kolleginnen und Kollegen auf den neusten Stand. „Die Lage bei uns ist nach wie vor schlecht. Zurzeit haben wichtige Abnehmer unserer Produkte große Schwierigkeiten: Bei Seat in Portugal und bei VW in Deutschland ist Kurzarbeit angekündigt. Die Ergebnisse sind Monat für Monat nicht ausgeglichen“, so Hoppe. „Wenn jetzt bei uns nicht investiert wird, kann es passieren, dass wir im nächsten Jahr keine Aufträge mehr haben.“

Holger Wachsmann gab auch einen Ausblick auf die anstehenden Tarifbewegungen. Die Tarifkommission der ostdeutschen Stahlindustrie hat entschieden, dem IG Metall-Vorstand eine Entgeltsteigerung um 8,5 Prozent bei einer Laufzeit von zwölf Monaten als Forderung für die Tarifrunde zu empfehlen. Darüber hinaus soll die Arbeitszeit auf 32 Stunden mit vollem Lohnausgleich sinken. Weiterhin fordert die Tarifkommission, die Tarifverträge zur Altersteilzeit, über den Einsatz von Werkverträgen und zur Beschäftigungssicherung für die rund 8.000 Beschäftigten in der ostdeutschen Stahlindustrie zu verlängern. Die IG Metall fordert zudem, dass den Auszubildenden im Rahmen ihrer Ausbildung elektronische Endgeräte zur Verfügung gestellt werden.

Die Friedenspflicht endet am 30. November 2023. „Wenn die Verhandlungen nicht erfolgreich laufen sollten, gehen wir von Warnstreiks im Dezember aus“, so Wachsmann.

Neues Bildungsprogramm der IG Metall

Nach einer kurzen Pause informierte Fritzi Hecker von der Bezirksleitung Berlin-Brandenburg-Sachsen die Delegierten über das Bildungsprogramm 2024, die Seminarstrukturen und neue Seminarthemen, beispielsweise zu Transformation, KI und Energie- und Mobilitätswende. „In etwa acht Wochen sollten die neuen Programme in den Betrieben und den Geschäftsstellen liegen“, sagte Hecker. „Wenn ihr dazu Fragen habt, meldet euch gerne bei mir.“

Fritzi Hecker wies auch darauf hin, dass 42 von 528 Anträgen auf dem Gewerkschaftstag den Bereich Bildung betreffen. „Wir haben eine Erhöhung des regionalen Bildungsbudgets beantragt“, erläuterte Hecker. „Unser Ziel ist es, die Bildungszeit in Sachsen analog zu der in Berlin und Brandenburg hinzubekommen.“

Markus Prokop, Anlagenfahrer in der Verzinkung im Stahlwerk Eisenhüttenstadt, schilderte seine Erfahrungen von der Teilnahme am Seminar für junge Aktive. Er hat sämtliche vier Ausbildungsmodule mitgemacht. „Unser Thema war die Vitalisierung der Vertrauensleutearbeit im Betrieb. Dazu möchten wir einen Aktivenpool organisieren, in dem sich die aktiven Vertrauensleute im Betrieb vernetzen“, so Prokop. „Außerdem planen wir, Organigramme von den jeweiligen Vertrauensleute-Sprechern und Bereichsvertrauenskörperleitungen in den einzelnen Abteilungen zu platzieren, damit die jeweiligen Kolleginnen und Kollegen wissen, wer ihre Ansprechpartner bei den Vertrauensleuten sind.“

Kooperation mit Geschäftsstelle Cottbus einstimmig beschlossen

Willi Eisele, Noch-Geschäftsführer der IG Metall-Geschäftsstellen Cottbus und Südbrandenburg, erläuterte den Delegierten die Vorteile einer Kooperation von Geschäftsstellen im Vergleich zu einer Fusion. Eisele hat Erfahrung mit Kooperationen, er leitete über mehrere Jahre vier IG Metall-Geschäftsstellen: Cottbus, Südbrandenburg, Dresden und Riesa. „Mit einer Kooperation behalten die Geschäftsstellen ihre Eigenständigkeit, ihre Autonomie wird bewahrt. ", sagte Eisele. „Die Kooperation ist die bestes Form der Zusammenarbeit die die Präsenz in der Fläche absichert."

Auch Dirk Vogeler vom Ortsvorstand plädierte für eine Kooperation. „Eine Kooperation ist eine empfehlenswerte Lösung, auch für die Ehrenamtlichen“, so Vogeler. In Richtung Holger Wachsmann sagte er: „Auf den Ersten Bevollmächtigten kommt damit zwangsläufig noch mehr Arbeit zu. Aber wir werden dich unterstützen, wo wir können.“

Die Delegierten stimmten anschließend einstimmig für die Kooperation der beiden Geschäftsstellen Ostbrandenburg und Cottbus. Wenn die Delegierten der Geschäftsstelle Cottbus auf ihrer Versammlung am 28. September ebenfalls für eine Kooperation stimmen, tritt diese ab dem 1. Oktober 2023 in Kraft. Ein erstes gemeinsames Seminar der Ortsvorstände Ostbrandenburg und Cottbus ist bereits für Anfang November geplant (3. bis 5. November 2023).

Organisationswahlen 2024 stehen an

Wachsmann verwies auch auf die Arbeit, die nach dem Gewerkschaftstag Ende Oktober in Frankfurt bevorsteht. „Im ersten Halbjahr 2024 werden die Vertrauensleute in den Betrieben, die Tarifkommissionen, die Delegierten, der Ortsvorstand und die Bevollmächtigten neu gewählt“, erläuterte Wachsmann. „Diese Organisationswahlen müssen in den kommenden Monaten vorbereitet werden.“

Zum Ende der Veranstaltung wies Holger Wachsmann noch auf die Jubilarfeier am 13. Oktober in Eisenhüttenstadt hin und bewarb das Begrüßungscamp für die neuen Auszubildenden, das vom 6. bis 8. Oktober im IG Metall-Bildungszentrum Berlin-Pichelssee gemeinsam mit der IG Metall Geschäftsstelle Oranienburg-Potsdam stattfindet. 

 

Unbedingt vormerken: Termin der letzten Delegiertenversammlung 2023

Samstag, 9. Dezember, 10 Uhr

Kulturhaus Rüdersdorf, Kalkberger Platz 31, 15562 Rüdersdorf bei Berlin

 

Von: vw

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