Warnstreik im Stahlwerk Eisenhüttenstadt

Deutliches Signal Richtung Arbeitgeber: Frühschicht legt die Arbeit für zwei Stunden nieder

02.06.2022 | Sämtliche aufgerufenen Beschäftigten der Frühschicht im ArcelorMittal-Stahlwerk in Eisenhüttenstadt sowie bei fünf Dienstleistern und Zulieferern haben am Donnerstag, 2. Juni, mit ihrem ersten Warnstreik in der diesjährigen Tarifrunde Stahl Ost ein eindrucksvolles Signal Richtung Arbeitgeber gesendet. An den drei Toren zum Werksgelände war zwischen 6.00 und 8.00 Uhr kein Durchkommen, weil die Kolleginnen und Kollegen dort geschlossen und lautstark für ihre Tarifforderungen demonstrierten. Infolge dessen stand die Stahlproduktion in Eisenhüttenstadt für zwei Stunden still.

Die Forderung der Kolleginnen und Kollegen in dieser Tarifrunde ist unmissverständlich: 8,2 Prozent mehr. - Fotos: Volker Wartmann

Auch bei VEO waren die Beschäftigten zwischen 6.00 und 8.00 Uhr vor dem Werktor.

Die Betriebsräte Sandro Fabian und Dirk Vogeler sind "bereit für Streit".

Auch durch Tor 2 war zwei Stunden kein Durchkommen.

Warnstreik und gute Laune müssen kein Widerspruch sein.

Auch der RBB war beim Warnstreik vor Ort.

Holger Wachsmann (links), Geschäftsführer der IG Metall Ostbrandenburg und Dirk Vogeler (rechts), Betriebsratsvorsitzender bei ArcelorMittal Eisenhüttenstadt, freuten sich über die große Beteiligung an diesem Warnstreik.

Vadim Stroka, IG Metall-Vertrauenskörperleiter bei ArcelorMittal, begrüßte die Kolleginnen und Kollegen vor den Toren.

Motto - nicht nur - vor Tor 1: Es muss klingeln in unseren Taschen!

Go green - Stahl ist Zukunft

Neben den im Stahlwerk beschäftigten Kolleginnen und Kollegen legten auch die Beschäftigten bei den fünf Dienstleistern und Zuliefern Imperial CON-PRO, Vulkan Energiewirtschaft Oderbrücke (VEO), ArcelorMittal Recycling, ArcelorMittal Transport und ArcelorMittal Eisenhüttenstadt Forschungs- und Qualitätszentrum bei strahlendem Sonnenschein und guter Laune die Arbeit für zwei Stunden nieder.

„Die hohe Beteiligung an diesem Warnstreik mit Beschäftigten aus sechs Betrieben zeigt, dass wir alle gemeinsam hinter unseren Forderungen stehen“, sagte Holger Wachsmann, Geschäftsführer der IG Metall Ostbrandenburg. „Die Botschaft der Kolleginnen und Kollegen heute ist unmissverständlich: Sie meinen es ernst und wollen Prozente sehen. Sie erwarten ein forderungsnahes Ergebnis.“

Wachsmann hob hervor, dass die IG Metall in den vergangenen zwei Pandemie-Krisenjahren sehr verantwortungsvoll und mit den sogenannten Vernunftabschlüssen auf die damit verbundenen Risiken reagiert habe. Das Ergebnis waren Rekordergebnisse in der Stahlindustrie. Die letzte tabellenwirksame Erhöhung habe es im Jahr 2019 gegeben, so Wachsmann. „Wir lassen uns in dieser Tarifrunde nicht mit Einmalzahlungen abspeisen. Wir wollen, dass es in der Tasche richtig klingelt. Nur eine ordentliche, prozentuale Anhebung der Löhne in der Entgelttabelle wirkt dauerhaft und bringt den Beschäftigten die notwendige Sicherheit in diesen unsicheren Zeiten“, sagte Wachsmann. „Ich hoffe, das deutliche Signal, das wir heute gesendet haben, kommt bei den Arbeitgebern an. Ich erwarte jetzt von den Arbeitgebern ihrerseits in den nächsten Tagen klare Signale, dass sie bereit sind, deutlich auf uns zuzukommen. Sonst müssen wir den Druck wahrscheinlich schon in der kommenden Woche weiter erhöhen. Die Kolleginnen und Kollegen sind sehr entschlossen, ihre berechtigten Forderungen durchzusetzen.“

„Unsere Forderungen sind angesichts der üppigen Gewinne in der Stahlindustrie und stark steigender Preise mehr als berechtigt. Wir fordern jetzt zurecht unseren Anteil an der guten Geschäftsentwicklung“, sagte Dirk Vogeler, Betriebsratsvorsitzender im Stahlwerk Eisenhüttenstadt. „Wir erwarten in dieser Situation, dass die Arbeitgeber ihre soziale Verantwortung gegenüber ihren Beschäftigten übernehmen.“ Vogeler kündigte an: „Wir werden weiter Zähne zeigen und nicht lockerlassen, bis die Arbeitgeber ein ernstzunehmendes Angebot vorgelegt haben.“

„Im Gegensatz zu den Arbeitgebern können wir die Inflation und Preissteigerungen nicht weiterreichen“, sagte Heiko Nühse, Betriebsratsvorsitzender bei VEO in Eisenhüttenstadt. „Nur eine ordentliche prozentuale Lohnerhöhung bringt den Beschäftigten auch bei der Schichtzulage und beim Urlaubsgeld mehr Geld in die Taschen.“

Zum Hintergrund: Die IG Metall fordert für die rund 8000 Beschäftigten in der ostdeutschen Stahlindustrie eine Erhöhung der Monatsentgelte um 8,2 Prozent bei einer Vertragslaufzeit von zwölf Monaten. Darüber hinaus sollen die Tarifverträge zur Altersteilzeit, über den Einsatz von Werkverträgen und zur Beschäftigungssicherung verlängert werden. Die Arbeitgeber haben in der ersten Verhandlungsrunde eine Einmalzahlung von 2100 Euro angeboten, aber keine Erhöhung der monatlichen Gehälter. Dieses Angebot weist die IG Metall als in Volumen und Struktur völlig unzureichend zurück. Die dritte Verhandlungsrunde in der ostdeutschen Stahlindustrie ist für den 13. Juni angesetzt.

 

Von: vw

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