Dritte Delegiertenversammlung 2021

Viel Bewegung in verschiedenen Unternehmen

20.09.2021 | Zum zweiten Mal in diesem Jahr konnten sich die Delegierten der IG Metall Ostbrandenburg wieder bei einer Präsenzveranstaltung treffen. Bei der dritten Delegiertenversammlung 2021 im Bildungszentrum in Erkner am 18. September standen die tariflichen Konflikte und die aktuelle Lage in wichtigen Betrieben in der Region im Vordergrund.

Die dritte Delegiertenversammlung 2021 der IG Metall Ostbrandenburg wurde als Präsenzversanstaltung im Bildungszentrum in Erkner durchgeführt. Bei der Versammlung waren 33 Delegierte anwesend.

Holger Wachsmann, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Ostbrandenburg, präsentierte den aktuellen Geschäftsbericht.

Dennis Hoppe, Betriebsratsvorsitzender bei Boryszew in Prenzlau, schilderte die schwierige Situation im Unternehmen.

Jörg Ullrich berichtete den Delegierten von der schwierigen Betriebsratsgründung bei Hoffmeier Industrieanlagen in Rüdersdorf.

Dirk Vogeler, Betriebsratsvorsitzender bei ArcelorMittal, informierte die Anwesenden über die aktuelle Lage im Stahlwerk in Eisenhüttenstadt.

Ulf Kühnel, Betriebsratsvorsitzender bei Hawle Guss in Fürstenwalde, berichtete über die neusten Pläne der Geschäftsführung.

Esther Block, Zweite Bevollmächtigte der IG Metall Ostbrandenburg, führte durch die Sitzung.

Nach der Vorstellung der Zahlen zur Mitglieder- und Beitragsentwicklung in den vergangenen zwölf Monaten berichtete der Erste Bevollmächtigte Holger Wachsmann von den aktuellen Herausforderungen der Geschäftsstellenarbeit. Der monatliche, digitale Austausch zwischen den Betriebsratsvorsitzenden laufe gut, der regelmäßig verschickte E-Mail-Newsletter werde von den meisten Mitgliedern positiv angenommen, so Wachsmann. Der Bildungs- und Seminarplan werde je nach Coronalage zurzeit stetig aktualisiert. Schwierig gestalte sich noch die Besetzung der bis Ende 2024 befristeten Stelle für einen zusätzlichen Gewerkschaftssekretär. Die Vorbereitung für die Betriebsratswahlen im kommenden Jahr laufe gut, so Wachsmann. Für die geplante Jubilarfeier im Oktober gebe es bereits rund 180 Anmeldungen.

Zum Thema Tarifpolitik berichtete Wachsmann von der schwierigen Lage in mehreren Unternehmen in der Region. „Bei Boryszew in Prenzlau haben wir den Tarifvertrag zum 1. August gekündigt, weil der Arbeitgeber zahlreiche Vereinbarungen in der Vergangenheit nicht eingehalten hat", sagte Wachsmann. „Ende August hat der Arbeitgeber nach mehrmaliger Verzögerung ein Angebot vorgelegt, das diesen Namen aber nicht verdient. Er bietet ab Anfang 2022 die Einführung einer Entgeltstruktur analog der Systematik des Entgeltvertrages für die Beschäftigten in der Kunststoff-verarbeitenden Industrie in Berlin und Brandenburg an. Das ist für uns jedoch nicht akzeptabel. Der Lohn in der untersten Entgeltgruppe läge dann unter der Mindestlohngrenze." Obwohl die aktuelle Lage bei Boryszew wegen der Kurzarbeit derzeit unklar sei, könnten die Mitglieder sich darauf verlassen, dass die IG Metall den Kopf nicht in den Sand stecken werde, kündigte Wachsmann an.

Dennis Hoppe, Betriebsratsvorsitzender bei Boryszew, sagte zur aktuellen Situation: „Das Hauptproblem bei uns ist momentan die Kurzarbeit, die mittlerweile bei über 50 Prozent liegt. Der Grund dafür ist, dass die Automobilzulieferer ihre Abrufzahlen extrem reduziert haben. In dieser Situation ist es für uns sehr schwer, unsere Tarifforderungen durchzusetzen und Arbeitskampfmaßnahmen zu ergreifen."

Bei FSME in Eisenhüttenstadt sei die Lage weiterhin verfahren, so Wachsmann. „Die Tarifverhandlungen zu einer Abweichung sind ohne Ergebnisse verlaufen. Der Arbeitgeber spielt nicht sauber, etwas wirklich Seriöses hat er in den Verhandlungen nicht angeboten", sagte Wachsmann. „Die weiterhin bestehende Unsicherheit bei FSME ist sehr belastend für die Kolleginnen und Kollegen. Der Arbeitgeber will eine dauerhafte Absenkung der Entgelte und eine längere Wochenarbeitszeit. Das akzeptieren wir aber nicht. Wir sind dem Arbeitgeber in den vergangenen Jahren oft entgegengekommen, um Beschäftigung bei FSME zu sichern. Aber jetzt haben die Kolleginnen und Kollegen die Faxen dicke." Edgar Domachowski, Ex-Betriebsratsvorsitzender bei FSME, sagte zur aktuellen Situation bei FSME: „FSME kann die anfallenden Aufträge aus Kapazitätsgründen mittlerweile gar nicht mehr abarbeiten, weil nicht mehr genug Leute da sind."

Gewerkschaftssekretär Jörg Ullrich berichtete von einer äußerst schwierigen Betriebsratsneugründung bei Hoffmeier Industrieanlagen in Rüdersdorf, wo etwa 230 Beschäftigte arbeiten. „Die Gründung des neuen Betriebsrats war von übelster Stimmungsmache und massiven Störungsversuchen begleitet", so Ullrich. „Das war aus meiner Sicht schon relativ heftiges „Union Busting". Letztendlich konnten die Betriebsratswahl erfolgreich abgeschlossen werden. Jetzt wird es spannend zu sehen, ob und welche Verbesserungen der Betriebsrat erreichen kann."

Dirk Vogeler, Betriebsratsvorsitzender bei ArcelorMittal in Eisenhüttenstadt, schilderte die aktuelle Situation im Stahlwerk Eisenhüttenstadt „Zurzeit sind die Auftragsbücher zwar noch voll, aber die Aufträge von der Automobilindustrie schwächen sich bereits deutlich ab", sagte Vogeler. In Bezug auf die angestrebte, klimafreundliche Umstellung der Energieerzeugung für die Stahlindustrie auf grünen Wasserstoff zeigte sich Vogeler „etwas enttäuscht" von der bisherigen Unterstützung durch die Brandenburger Landesregierung. „Das Bundesland Bremen ist in dieser Hinsicht schon deutlich weiter", sagte Vogeler. „Bremen will die Stahlindustrie bei der Transformation voranbringen und dafür einen dreistelligen Millionenbetrag zur Verfügung stellen, obwohl das Land hoch verschuldet ist."

Von der aktuellen Situation bei Hawle Guss in Fürstenwalde berichtete der Betriebsratsvorsitzende Ulf Kühnel. „Der Betriebsrat fordert die gleiche Bezahlung für gleiche Arbeit. Das ist bei uns bisher nicht der Fall", so Kühnel. „Die neue Geschäftsführung will zwar das Lohn- und Prämiensystem ändern. Aber dieses vorgeschlagene System gewährleistet die Erfüllung unserer Forderung noch nicht."

Zum Ende der Veranstaltung stellte Holger Wachsmann den Delegierten die Forderungen der IG Metall zur Bundestagswahl vor und wie sich die im Bundestag vertretenden Parteien dazu positionieren. Wachsmann appellierte an die Kolleginnen und Kollegen: „Auch wenn euch die Wahl vielleicht nicht einfach fällt - geht wählen! Nichts ist schlechter als nicht wählen zu gehen."

Am 9. und 10. November wird die Geschäftsstelle Ostbrandenburg wegen einer Bildungsveranstaltung nicht erreichbar sein.

Die vierte Delegiertenversammlung der Geschäftsstelle Ostbrandenburg wird am 4. Dezember stattfinden.

 

 

Von: vw

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