Delegiertenversammlung in Rüdersdorf

Zahlreiche Herausforderungen für die IG Metall-Geschäftsstelle Ostbrandenburg

24.06.2023 | Die aktuelle Lage in zahlreichen Betrieben in der Region und die vielen Aktivitäten der IG Metall Ostbrandenburg in den vergangenen und kommenden Monaten waren wesentliche Themen auf der Delegiertenversammlung der IG Metall Ostbrandenburg am 24. Juni im Kulturhaus Rüdersdorf. Gastreferent Tomasz Gorski erläuterte den Delegierten zudem die aktuellen und geplanten Projekte der IG Metall-Bezirksleitung Berlin-Brandenburg-Sachsen, Sebastian Kuhn berichtete von der Angestelltenkonferenz der IG Metall in Willingen.

Neuer Veranstaltungsort: Die Delegiertenversammlung am 24. Juni fand im Kulturhaus Rüdersdorf statt. - Fotos: Volker Wartmann

Pünktlich um 10 Uhr begrüßte die Zweite Bevollmächtigte Esther Block (Mitte) die Delegierten.

Zu Beginn der Veranstaltung stellte Holger Wachsmann (links), Geschäftsführer der IG Metall-Geschäftsstelle Ostbrandenburg, den aktuellen Geschäftsbericht vor.

Dirk Vogeler, Betriebsratsvorsitzender bei ArcelorMittal in Eisenhüttenstadt, informierte die Kolleginnen und Kollegen über die aktuelle Situation im Stahlwerk.

Tomasz Gorski, Tarifsekretär für Sachsen bei der IG Metall-Bezirksleitung Berlin-Brandenburg-Sachsen, berichtete den Delegierten von den geplanten Aktivitäten der Bezirksleitung.

Sebastian Kuhn (rechts) fasste die wichtigsten Ergebnisse der Angestelltenkonferenz der IG Metall für die Delegierten zusammen.

Die Delegierten hören aufmerksam zu.

Anja Hannemann wurde vor etwa vier Wochen von ihren Kolleginnen und Kollegen zur Betriebsratsvorsitzenden bei Imperial Conpro in Eisenhüttenstadt gewählt.

Sämtliche Abstimmungen erfolgten einstimmig.

Zu Beginn der Veranstaltung stellte Holger Wachsmann, Geschäftsführer der IG Metall Ostbrandenburg, den aktuellen Geschäftsbericht vor. Erfreulich sei, dass sich Mitgliederzahlen weiterhin positiv entwickeln, so Wachsmann. Die Zuwächse seien hauptsächlich auf neue Mitglieder bei Tesla zurückzuführen. Auch finanziell sei die Geschäftsstelle gut aufgestellt, so Wachsmann.

Berichte aus den Betrieben

Bei den Berichten aus den Betrieben wurde deutlich, dass die Herausforderungen für die IG Metall Ostbrandenburg nicht weniger werden. Allerdings konnte die Gewerkschaft in einigen Betrieben in den vergangenen Monaten Resultate erzielen. So ist es nach zähem und langem Ringen mit der Geschäftsführung gelungen, bei DSD-FSME in Eisenhüttenstadt endlich eine Tarifeinigung zu erzielen. Ein Teil der vereinbarten Zahlungen sei jedoch abhängig vom Geschäftsergebnis, so Wachsmann. „Auch wenn der Abschluss nicht für alle befriedigend ist, haben – wenn auch mit einigem Unbehagen - die Mitglieder mehrheitlich für den Abschluss gestimmt“, erläuterte Wachsmann.

Bei Hawle Guss in Fürstenwalde gab es mittlerweile ein zweites Gespräch mit der Geschäftsführung. Auch wenn es seitens der Geschäftsführung bisher noch keine Zusage zur Einführung eines Tarifvertrags gebe, bleibt die Geschäftsführung angesichts des dauerhaften Drucks der Belegschaft gesprächsbereit. 

Bei Kranbau Kocks Ardelt in Eberswalde hat die IG Metall mit dem neuen Investor ein Verhandlungsergebnis erzielt und sich auf einen Tarifvertrag zur Standort- und Beschäftigungssicherung geeinigt, der zum 1. Juni in Kraft trat. „Allerdings ist das ganze Gebilde bei Kranbau Ardelt derzeit noch sehr fragil“, schränkte Wachsmann ein. „Der neue Investor will das Unternehmen nur übernehmen, wenn er eine Bürgschaft erhält. Diese Bürgschaft vom Land und Bund gibt es jedoch bisher nicht. Jetzt liegt es nicht mehr in unserer Hand, wie es bei Kranbau Ardelt weitergeht.“ Unser besonderer Dank gilt  Stephan Vetter von der Bezirksleitung, der hier ebenso wie bei  DSD-FSME die Verhandlungen geführt hat.

Bei Interlit Filtration in Joachimsthal hat die IG Metall die Geschäftsführung zu Verhandlungen aufgefordert, und es hat eine erste Verhandlung stattgefunden.

Bei Sonae Arauco in Beeskow laufen die Vorbereitungen für die Tarifverhandlungen für 2024. Ein Wochenendseminar zur Vorbereitung hat mit Aktiven stattgefunden. „Die Themen Eingruppierung und Arbeitszeit werden hier die Schwerpunkte sein“, sagte Wachsmann.

Der Betriebsratsvorsitzende Dirk Vogeler schilderte die aktuelle Lage im ArcelorMittal-Stahlwerk in Eisenhüttenstadt. Zum Stand der Transformation und der Umsetzung der CO2-Strategie.

„Bei den Verhandlungen mit der Geschäftsführung über einen Zukunftstarifvertrag sind wir in vielen Punkten schon recht gut vorangekommen“, sagte Vogeler. „In einem Punkt sind wir jedoch noch weit voneinander entfernt: Der Arbeitgeber fordert nämlich eine Erhöhung der wöchentlichen Arbeitszeit auf bis zu 40 Stunden. Das ist mit uns nicht zu machen. Eine generelle Verlängerung der Arbeitszeit auf eine 38- beziehungsweise 40-Stunden-Woche ist alles andere als zukunftsgemäß!“

Holger Wachsmann führte aus, dass die IG Metall Ostbrandenburg noch mit Betriebsräten und Metallern in zahlreichen weiteren Unternehmen zwecks Unterstützung in Kontakt stehe, beispielsweise dem Weiterbildungsträger QCW in Eisenhüttenstadt, Schnorrenberg Medworxs in Rüdersdorf, Elis in Fürstenwalde, Finow Automotive und Actemium in Schwedt.

Kooperation statt Fusion

Anstatt einer ursprünglich geplanten Fusion mit der IG Metall-Geschäftsstelle Cottbus werde es ab Herbst 2023 eine Kooperation der IG Metall-Geschäftsstellen Ostbrandenburg und Cottbus geben, erläuterte Wachsmann. Seit kurzem gebe es zu diesem Plan einen ersten Entwurf. „Die Delegiertenversammlung muss im September dann einen entsprechenden Beschluss herbeiführen“, erläuterte Wachsmann. 

Bericht von der Angestelltenkonferenz der IG Metall

Nach der Mittagspause berichtete Sebastian Kuhn, Angestellter bei ArcelorMittal, den Delegierten von der 22. Angestelltenkonferenz der IG Metall im sauerländischen Willingen. Im Schnitt liegt der Anteil der Angestellten in Betrieben bei mehr als 50 Prozent, stellte Kuhn zu Beginn klar. Daher müsse die IG Metall einen starken Fokus auch auf die Forderungen, Bedürfnisse und Arbeitsweisen der Angestellten richten, um auch bei der Transformation der Büroarbeit eine treibende Kraft zu sein. Ziel müsse sein, den Wandel mit der Expertise der IG Metall aktiv zu gestalten.

Er fasste einige wichtige Kernaussagen von wissenschaftlichen Referenten auf der Konferenz zusammen. Der Wirtschaftswissenschaftler Professor Enzo Weber vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung hielt einen Vortrag  zum Thema „Transformation und der Arbeitsmarkt von morgen“ Unter anderem sind Investitionen in Technologie und Beschäftigte notwendig und die Weiterbildungspolitik muss proaktiv und kontinuierlich erfolgen.

Sebastian stellte zudem einige wesentliche Aussagen des Soziologie-Professors Andreas Boes vom Institut für Sozialwissenschaftliche Forschung e. V. vor.

Neues aus der Bezirksleitung

Tomasz Gorski, Tarifsekretär für Sachsen bei der IG Metall-Bezirksleitung Berlin-Brandenburg-Sachsen, präsentierte zu Beginn seines Vortrags zwei Tariferfolge der Gewerkschaft in jüngster Zeit für Leihbeschäftigte in der Metall- und Elektroindustrie und bei den Textilen Diensten .

Anschließend stellte Gorski eine neue tarifpolitische Bildungsoffensive der IG Metall vor. Ziel dieses Projekts soll sein, die Tarifkompetenz der IG Metall noch sichtbarer zu machen. Dazu sollen Haupt- und Ehrenamtliche geschult werden. Gorski: „Wir müssen klar machen, dass die Deutungshoheit bei Eingruppierungsfragen in den Betrieben bei der IG Metall liegt.“

Um künftig bei Personalengpässen schneller reagieren zu können, plane die IG Metall, bundesweit regionale Personalteams einzurichten, erläuterte Gorki. „Die Kolleginnen und Kollegen aus diesen Personalpools springen dann ein, wenn es in einer Geschäftsstelle wegen Personalmangels brennt, beispielsweise wegen des Ausfalls eines Kollegen wegen längerer Krankheit“, erläuterte Gorski. Für die Region Berlin und Brandenburg seien fünf Arbeitskräfte für diese Aufgaben eingeplant: drei politische Sekretäre und zwei Verwaltungsangestellte. Abschließend stellte Gorski das Projekt „SOS Ausbildung“ vor. 

Holger Wachmann stellte klar, das Thema fehlende Auszubildende darf keine Ausrede für längere Arbeitszeiten sein. „Es muss darum gehen, mehr Arbeitskräfte in das System hineinzubekommen“, betonte Wachsmann. „Nichts zu machen, ist keine Alternative. Wir müssen Lösungen für den Fachkräftemangel finden. Dabei sind zum einen die Unternehmen gefragt. Wir dürfen aber auch die Politik nicht aus ihrer Verantwortung lassen.“

Zum Ende der Veranstaltung appellierte Wachsmann an die Delegierten, bei den jungen Kolleginnen und Kollegen für eine Teilnahme am R!SE Festival der IG Metall-Jugend in Magdeburg zwischen dem 13. und 16. Juli zu werben. Auf dem Programm stehen vier Tage lang Workshops, Sport und Live-Musik mit angesagten Bands.

Zum Abschluss wünschte Holger Wachsmann allen Teilnehmenden einen schönen Sommer und einen erholsamen Urlaub.

Termine der weiteren Delegiertenversammlungen 2023:

9. September und 9. Dezember, wieder im Kulturhaus Rüdersdorf, Kalkberger Platz 31, 15562 Rüdersdorf bei Berlin

Von: vw

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