Sonae Arauco in Beeskow

Beschäftigte bei Sonae Arauco in Beeskow erhöhen den Druck auf die Arbeitgeberseite

25.01.2022 | Mit einer einstündigen, aktiven Mittagspausenaktion mitten auf der Straße vor dem Werktor haben die Beschäftigten bei Sonae Arauco in Beeskow am Dienstag, 25. Januar 2022, ein eindrucksvolles und öffentlichkeitswirksames Signal in Richtung Arbeitgeberseite gesendet. Der Beeskower Bürgermeister und zahlreiche Delegierte aus anderen Unternehmen demonstrierten ihre Solidarität mit den Kolleginnen und Kollegen in Beeskow.

Die Forderungen der Kolleginnen und Kollegen bei Sonae Arauco an die Arbeitgeberseite sind unmissverständlich. - Fotos: Volker Wartmann

Während ihrer aktiven Mittagspause standen die Beschäftigten mitten auf der Straße und blockierten die Werkseinfahrt.

Der Beeskower Bürgermeister Frank Steffen bezeichnete die niedrigen Löhnen bei Sonae Arauco in Beeskow als einen Standortnachteil für die Region.

Der Betriebsratsvorsitzende Andreas Kokolsky forderte, dass die Einkommensschere zwischen Ost und West jetzt schnellstmöglich geschlossen werden muss.

Holger Wachsmann, Geschäftsführer der IG Metall Ostbrandenburg, sagte, dass er hoffe, dass die Arbeitgeberseite das deutliche Signal der Beschäftigten endlich verstanden habe.

Die Beteilung an der aktiven Mittagspausenaktion bei Sonae Arauco war sehr groß.

Vadim Stroka, Leiter des IG Metall-Vertrauenskörpers im Stahlwerk Eisenhüttenstadt, ermunterte die Kolleginnen und Kollegen: "Haltet durch, macht weiter - es lohnt sich."

Darum gehts: Zusammen für bessere Einkommen in Beeskow!

Die Belegschaft steht geschlossen hinter den Forderungen der IG Metall.

Dennis Hoppe, Betriebsratsvorsitzender bei Boryszew, überbrachte den Kolleginnen und Kollegen in Beeskow solidarische Grüße aus Prenzlau.

Auch der RBB und Vertreter der örtlichen Presse waren bei der Kundgebung zwischen 13 und 14 Uhr vor Ort. Der Unmut der Belegschaft bei Sonae Arauco ist nachvollziehbar: In der dritten Verhandlungsrunde über einen neuen Tarifvertrag für die Holz und Kunststoff verarbeitende Industrie in Berlin und Brandenburg am 12. Januar 2022 hatte die Arbeitgeberseite ein „Angebot" vorgelegt, das diesen Namen in keiner Weise verdient hat und die Einkommensdifferenz zwischen Berlin-Brandenburg und den vergleichbaren Tarifgebieten sogar eher noch weiter vergrößern würde.

„Dass die Lohndifferenz in der Branche noch immer so hoch ist, ist auch angesichts der guten wirtschaftlichen Lage und der hohen Inflation skandalös und absolut inakzeptabel", sagte Holger Wachsmann, Geschäftsführer der IG Metall Ostbrandenburg. „Die Ignoranz der Arbeitgeberseite in diesem Tarifkonflikt ist mehr als provozierend für die Kolleginnen und Kollegen in Berlin und Brandenburg, die für erstklassige Arbeit nur zweitklassig bezahlt werden. Wir sind hier keine Arbeitnehmer zweiter Klasse."

„Die Arbeitgeberseite will uns als historisch verkaufen, dass die Einkommensschere zwischen Ost und West bei ihrem Angebot nicht weiter auseinandergeht. Fakt ist aber, dass sich die Schere innerhalb kürzester Zeit schließen muss. Alles andere ist inakzeptabel“, sagte Andreas Kokolsky, Betriebsratsvorsitzender bei Sonae Arauco. „Wenn die Angleichung in dem Tempo weitergehen würde, das die Arbeitgeber vorgeschlagen haben, hätten wir die Angleichung erst in 40 Jahren, das heißt, 70 Jahre nach der Wende. Wir brauchen die Angleichung aber spätestens bis 2025.“

Die kollegiale Solidarität mit den Beschäftigten bei Sonae Arauco ist groß: Neben dem Beeskower Bürgermeister waren Vertreterinnen und Vertreter von der IG Metall Ludwigsfelde, von Classen aus Baruth, vom ArcelorMittal-Stahlwerk und von Imperial Conpro aus Eisenhüttenstadt, von Boryszew aus Prenzlau und vom Branchenausschuss der Holz und Kunststoff verarbeitenden Industrie angereist, um die Forderungen der Kolleginnen und Kollegen in Beeskow zu unterstützen.

„Ich bin gekommen, um meine Solidarität mit dem Anliegen der Kolleginnen und Kollegen zu demonstrieren“, sagte Frank Steffen, der sozialdemokratische Bürgermeister von Beeskow. „Ich habe ein großes Interesse daran, dass die Einkommen hier gut sind. Wenn die Löhne hier deutlich niedriger sind als in anderen Regionen, ist das ein großer Standortnachteil für unsere Stadt und unsere Region. Wir haben dann weniger Einnahmen durch Steuern und müssen auch befürchten, dass die Leute von hier weggehen, weil sie woanders mehr verdienen.“

Dennis Hoppe, Betriebsratsvorsitzender bei Boryszew in Prenzlau, sagte zu Beginn seiner Rede: „Wir bei Boryszew in Prenzlau sind noch nicht so weit wie ihr. Auch wir wollen den Tarifvertrag der Holz und Kunststoff verarbeitenden Industrie.“ Hoppe appellierte an seine Kolleginnen und Kollegen in Beeskow: „Lasst euch von der Arbeitgeberseite nicht unterkriegen. Wir kennen die Diskussionen, dass die Lage wirtschaftlich angeblich aktuell kritisch ist. Das ist bei euch hier aber überhaupt nicht der Fall.“

Vadim Stroka, Leiter des IG Metall-Vertrauenskörpers im ArcelorMittal-Stahlwerk in Eisenhüttenstadt, ermunterte seine Beeskower Kolleginnen und Kollegen: „Haltet durch, macht weiter. Es ist wichtig, trotz schwieriger Umstände zusammenzuhalten und als Belegschaft geschlossen hinter den Forderungen der IG Metall zu stehen.“ Die Situation im Stahlwerk Eisenhüttenstadt mit einem sehr hohen Organisationsgrad der Beschäftigten zeige beispielhaft, dass man als Belegschaft alles erreichen kann, wenn man zusammenhält, so Stroka.

Anja Hannemann, Betriebsratsvorsitzende bei Imperial Conpro in Eisenhüttenstadt, berichtete, dass die Belegschaft dort in Kooperation mit der IG Metall die Angleichung der Arbeitszeit auf 35 Stunden zu Mitte 2022 erreicht hat. Auch dieses Beispiel zeige, dass man sehr viel erreichen kann, wenn man geschlossen zusammensteht, so Hannemann.

„Ihr seid diejenigen, die an einer Orientierung am Flächentarif festhalten“, sagte Anton Gorisek, ehrenamtlicher Vorsitzender des Branchenausschusses der Holz und Kunststoff verarbeitenden Industrie, zu den Beeskower Kolleginnen und Kollegen. „Dafür sollten euch die Kolleginnen und Kollegen in der Branche dankbar sein. Es ist verwerflich, dass ihr am Gewinn des Unternehmens nicht entsprechend beteiligt werdet.“ Gorisek mahnte: „Wenn wir nicht weiter gemeinsam Druck machen, werden wir in der Branche nichts bewegen und weiterhin schlecht bezahlt werden.“

Die vierte Tarifverhandlungsrunde zwischen der Arbeitgeberseite und der IG Metall findet am Montag, 31. Januar 2022, statt. „Ich hoffe, die Arbeitgeber haben dieses deutliche Signal heute verstanden und kommen uns in der nächsten Verhandlungsrunde endlich entscheidende Schritte entgegen“, sagte Holger Wachsmann, Geschäftsführer der IG Metall Ostbrandenburg. „Ansonsten könnten die nächsten Aktionen bald Warnstreiks sein.“

 

Von: vw

Unsere Social Media Kanäle