Flugblattaktion bei ArcelorMittal in Eisenhüttenstadt

Metallerinnen und Metaller vom Stahlwerk Eisenhüttenstadt fordern Sicherheit für Beschäftigte

10.09.2020 | Im Lichterschein von Feuertonnen und Fackeln haben die IG Metall-Vertrauensleute bei ArcelorMittal in Eisenhüttenstadt vor allen drei Zufahrtstoren des Stahlwerks ihre Kolleginnen und Kollegen mit Flugblättern über die angespannte wirtschaftliche Situation im Werk und ihre Forderungen für die Zukunft informiert.

Fotos: IG Metall

"Nach eigenen Angaben geht die Geschäftsführung von ArcelorMittal davon aus, dass am Standort Eisenhüttenstadt nach der Corona-Krise nur rund 80 bis 90 Prozent der Auslastung aus der Vor-Corona-Zeit erreicht werden“, sagt Esther Block, Betriebsrätin und Leiterin der IG Metall Vertrauensleute bei ArcelorMittal. „Unter Umständen würde das bedeuten, dass bis zu 500 Arbeitsplätze in Frage gestellt werden könnten.“ In den Augen der Gewerkschafterin wäre das inakzeptabel, denn zukünftig gibt es ihrer Ansicht nach ganz andere Probleme. „An unserem Standort werden in den kommenden zehn Jahren etwa 1.000 der 2.700 Kolleginnen und Kollegen in Regelaltersrente gehen“, so Block. „Diesen Verlust an Arbeitskräften und Know-How können wir mit den rund 50 Auszubildenden, die hier pro Jahr anfangen, gar nicht kompensieren.“ Personalabbau wäre vor diesem Hintergrund ein Irrweg, so Block.

Der Erste Bevollmächtigter der IG Metall Ostbrandenburg, Holger Wachsmann, unterstreicht das. Aus seiner Sicht müsste jetzt vielleicht sogar Personal aufgebaut werden. "Es muss jetzt schnell ein Wissenstransfer organisiert werden", sagt Wachsmann. Ein Thema wie Insourcing, also das Wiedereingliedern von ausgelagerten Tätigkeiten, ist dazu seiner Auffassung nach ein wichtiges Instrument. "Wir beobachten, dass einige Dienstleister rund um das Werksgelände von EKO überhaupt keine nachhaltige Unternehmensplanung haben." Er fordert von den Geschäftsführungen, in dieser Corona-bedingt schwierigen Situation gemeinsam mit den Belegschaften, Betriebsräten und der IG Metall Lösungen zu finden, mit denen sämtliche Arbeitsplätze am Standort erhalten werden können. "Wir sind gesamtwirtschaftlich sicherlich in unsicheren Zeiten. Wir werden allerdings nicht zulassen, dass jetzt die Beschäftigten für diese Krise zahlen,“ so Wachsmann. „Und wir werden, wenn nötig, Widerstand organisieren. In allen Betrieben, egal wie groß oder klein."

„Wenn die Geschäftsführung versuchen sollte, unter dem Deckmantel der Corana-Krise Einsparungen und Stellenabbau vorzunehmen, dann provoziert das den Widerstand der Beschäftigten“, kündigt der Betriebsratsvorsitzende Dirk Vogeler an. „Das lassen wir nicht mit uns machen. Wir sind in der Vergangenheit hier in Eisenhüttenstadt gut durch so manche Krise gekommen. Es geht nur mit den Beschäftigten und nicht gegen die Beschäftigten.“

 „Wir haben oft den Eindruck, dass die Geschäftsführung nur die Zahlen im Gesamtkonzern sieht. Dabei muss jedes Werk einzeln betrachtet werden“, sagt Betriebsrätin Xenia Karapetian. Durch die Kurzarbeit seien manche Kolleginnen und Kollegen „wegen des Auf und Abs bei der Auftragslage zeitweise auf dem Zahnfleisch gekrochen“, so Karapetian. „Angesichts der aktuellen Situation sind Verunsicherung und Unmut bei vielen Beschäftigten hoch. Zahlreiche junge Familien, die sich für Eisenhüttenstadt als Lebensmittelpunkt entschieden haben, haben Existenzängste“, sagt Karapetian. „Die Geschäftsführung muss den Beschäftigten Arbeitsplatzgarantien und eine sichere Perspektive bieten, damit unser Standort eine gute Zukunft hat.“

Die Flugblattaktion in Eisenhüttenstadt ist eine von vielen Aktion, die Metallerinnen und Metaller im Rahmen von drei Aktionstagen zwischen dem 10. und 12. September in Bezirk Berlin-Brandenburg-Sachsen durchführen. Die Aktionstage stehen unter dem Motto „Damit wir auch morgen gute Arbeit haben: Beschäftigung sichern! Zukunft sicher und fair!“

 

 

Von: vw

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