Sonae Arauco in Beeskow

Beschäftigte von Sonae Arauco bekräftigten Forderungen der IG Metall mit öffentlichkeitswirksamer Mittagspausenaktion

11.01.2022 | Mit einer eindrucksvollen Mittagspausenaktion haben die Kolleginnen und Kollegen der Frühschicht von Sonae Arauco in Beeskow am Dienstag, 11. Januar, unmissverständlich bekräftigt, was sie von der Arbeitgeberseite in der laufenden Tarifrunde der holz- und kunststoffverarbeitenden Industrie in Berlin und Brandenburg erwarten: spürbar höhere Entgelte und die Einführung eines tabellenwirksamen Anpassungsgeldes zur Angleichung der Einkommen an die Tariflandschaft der holz- und kunststoffverarbeitenden Industrie in anderen Bundesländern.

Die Kolleginnen und Kollegen von Sonae Arauco demonstrierten mit einer eindrucksvollen Mittagspausenaktion, was sie von der Arbeitgeberseite erwarten. - Fotos: Volker Wartmann

Die Forderungen der Kollegen sind unmissverständlich.

Holger Wachsmann, Geschäftsführer der IG Metall Ostbrandenburg, kündigte eine Verschärfung der Aktionsformen an, sollte sich die Arbeitgeberseite in der nächsten Verhandlung nicht deutlich bewegen.

Der Betriebsratsvorsitzende Andreas Kokolsky (links) forderte eine Angleichung der Löhne in Ost und West bis spätestens 2025.

So sieht Geschlossenheit aus: An der Mittagspausenaktion beteiligten sich nahezu sämtliche Kolleginnen und Kollegen der Frühschicht.

Nach der Mittagspausenaktion hängten die Kolleginnen und Kollegen das Riesentransparent unübersehbar gegenüber dem Werk auf.

Betriebsratsvorsitzender Andreas Kokolsky (links) und Holger Wachsmann (rechts), Geschäftsführer der IG Metall Ostbrandenburg.

Berechtigte Forderung der Kollegen: mehr Geld.

„Gute Löhne gehen auch hier in Beeskow. Wir bei Sonae Arauco fordern die Angleichung“ stand unübersehbar auf dem Riesentransparent, mit dem sich die Beschäftigten für einige Minuten vor das Werktor stellten. Im Anschluss an die Mittagspausenaktion hängten sie das Transparent öffentlichkeitswirksam gegenüber dem Werk direkt an der Straße zwischen zwei Bäumen auf.

Die Beschäftigten bei Sonae Arauco drängen auf schnelle Ergebnisse. „Sollten die Arbeitgeber nicht bereit sein, beim nächsten Verhandlungstermin ein angemessenes Angebot vorzulegen, könnten die nächsten Aktionen Warnstreik heißen müssen“, sagte Holger Wachsmann, Geschäftsführer der IG Metall Ostbrandenburg. „Die Beschäftigten haben in der letzten Tarifrunde aus Rücksicht auf die Corona-Situation auf viel verzichtet. Der Branche geht es aber gut. Entgegen der prognostizierten Erwartungen der Arbeitgeber gab es keinen massiven Auftragseinbruch und auch keine nennenswerten Umsatzeinbrüche. Da fühlt sich der ein oder andere schon verschaukelt.“

Außerdem kritisierte Wachsmann, dass es mittlerweile „unbegründbar“ ist, dass die Lohndifferenz in der Branche immer noch so hoch ist. Die niedrigen Löhne seien inzwischen ein klarer Standortnachteil für die Firmen geworden und schwächen die gesamte Region, so Wachsmann. „Es gibt keine plausibel nachvollziehbaren Gründe, warum die Kolleginnen und Kollegen in Brandenburg noch immer deutlich weniger verdienen als beispielsweise die Beschäftigten in der holz- und kunststoffverarbeitenden Industrie in Niedersachsen oder auch in Sachsen-Anhalt. Die Angleichung der Löhne in der Branche ist längst überfällig“, sagte Wachsmann.

„Wir haben keine Zeit mehr, die Angleichung an den Westen auf die lange Bank zu schieben. Sie sollte bis spätestens 2025 erreicht sein“, mahnte auch der Betriebsratsvorsitzende Andreas Kokolsky. „Zu diesem Zeitpunkt läuft auch die Höherbewertung der Ostrentenpunkte aus.“ Außerdem forderte Kokolsky nachdrücklich eine „überproportionale Erhöhung“ der Ausbildungsvergütung. „Wenn das nicht passiert, werden wir bald nicht mehr genug Auszubildende finden. Wegen der demografischen Entwicklung scheiden hier in der Region mehr Kolleginnen und Kollegen aus als nachkommen.“, so Kokolsky.

Er erinnerte die Kolleginnen und Kollegen daran, dass der Arbeitgeber 2016 die Tarifbindung bei Sonae Arauco abschaffen und die Löhne deutlich senken wollte, da ansonsten angeblich keine Investitionen getätigt werden könnten. „Wir haben damals gesagt: Von den Beschäftigten keinen Cent“, sagte Kokolsky. „Das haben wir durchgezogen. Und die Investitionen in ein neues Werk sind trotzdem gekommen. Unsere aktuellen Forderungen sind mehr als berechtigt.“

In Berlin-Brandenburg verdienen die Beschäftigten rund zehn Prozent weniger als beispielsweise ihre Kolleginnen und Kollegen in Sachsen-Anhalt. Noch größer ist die Differenz zu den westdeutschen Bundesländern. Die konkreten Forderungen der Beschäftigten in Berlin und Brandenburg lauten wie folgt:

Erhöhung der Entgelte um 4,5 Prozent mit einer Vertragslaufzeit für 12 Monate

Eine überproportionale Erhöhung für Auszubildende

Wieder-in-Kraft-Setzung des Demographie-Tarifvertrages mit inhaltlicher Weiterentwicklung und Erhöhung des schon vorhandenen Demographie-Fonds um mindestens 450 Euro je Beschäftigen

Einführung eines tabellenwirksamen Anpassungsgeldes zur Angleichung der Einkommen an die vergleichbare Tariflandschaft in der holz- und kunststoffverarbeitenden Industrie.

Nach zwei ergebnislosen Verhandlungsrunden via Videokonferenz treffen sich die Tarifparteien der Holz- und Kunststoffindustrie am Mittwoch, 12. Januar, erstmals zu Präsenzgesprächen in Berlin-Schönefeld, um den Tarifkonflikt für die rund 3.000 Beschäftigen in Berlin und Brandenburg zu lösen.

 

Von: vw

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