03.02.2022 | Die vierte Verhandlungsrunde in der Holz- und Kunststoffindustrie brachte am 31. Januar 2022 nach einer mehr als zehnstündigen Sitzung einen Abschluss für die Beschäftigten in Berlin und Brandenburg. Die Einkommen steigen in drei Schritten bis zum 1. Dezember 2023 um insgesamt acht Prozent. Der Tarifvertrag läuft bis Ende März 2024. Für die Auszubildenden gibt es in drei Schritten ab Januar 2022 jedes Jahr 50 Euro mehr im Monat. Für die IG Metall Ostbrandenburg ist es jedoch nur „ein erster Schritt in die richtige Richtung".
„Wir haben jetzt ein Ergebnis und das ist ein erster gemeinsamer Schritt in die richtige Richtung“, sagte Holger Wachsmann, Geschäftsführer der IG Metall Ostbrandenburg. „Der Arbeitgeberseite sollte aber klar sein, dass das Thema Angleichung für uns damit keinesfalls erledigt ist. Die Kolleginnen und Kollegen in Berlin und Brandenburg, insbesondere in Beeskow, werden mit ihren Anstrengungen nicht nachlassen, bis die Angleichung an das Lohnniveau der anderen Tarifgebiete vollständig umgesetzt ist. Dazu gehört übrigens auch die Arbeitszeit.“
Die Kernpunkte der erzielten Tarifeinigung sehen wie folgt aus: Die Einkommen in der Plattenindustrie steigen in der ersten Stufe rückwirkend zum 1. Januar 2022 um 3,0 Prozent. Ab dem 1. April 2023 erhöhen sie sich um weitere 2,5 Prozent und zum 1. Dezember 2023 nochmals um 2,3 Prozent. Das sogenannte Facharbeitereckentgelt erhöht sich damit insgesamt um 201 Euro im Monat beziehungsweise acht Prozent, von 2516 Euro auf dann 2717 Euro. Auszubildende erhalten jeweils zum Jahresbeginn ebenfalls drei Erhöhungen um jeweils 50 Euro im Monat – erstmals zum Jahresbeginn 2022. In der Holz- und Kunststoffindustrie können die Stufen um vier Monate verschoben werden.
Aktuell beträgt der Abstand allein beim Facharbeitergrundeinkommen in Berlin-Brandenburg noch mehr als 14 Prozent. Das sind rund 4.800 Euro im Jahr weniger beziehungsweise rund 350 Euro im Monat. Selbst innerhalb Ostdeutschlands steht Berlin-Brandenburg eher am Ende der Einkommenstabelle. Im Vergleich zu Sachsen-Anhalt erhalten die Beschäftigten in den Betrieben in Brandenburg und Berlin rund 250 Euro weniger im Monat. Dieser Abstand reduziert sich nunmehr auf etwa 190 Euro.
Ein weiterer Baustein des Tarifabschlusses ist die Verdopplung des Demografiefonds von derzeit 300 auf 600 Euro pro Jahr und Beschäftigten. Dieser soll der Finanzierung zusätzlicher betrieblicher Regelungen für altersgerechteres Arbeiten oder dem Zuschuss bei Altersteilzeit dienen. „Bisher war für den Betriebsrat auf betrieblicher Ebene keine Einigung mit dem Arbeitgeber zu finden, wie das Geld konkret eingesetzt wird. Auch da werden wir jetzt konsequent rangehen", betont Holger Wachsmann, Geschäftsführer der IG Metall Ostbrandenburg.
Bodo Grzonka vom IG Metall-Bezirk Berlin-Brandenburg-Sachsen, sagte nach der Verhandlung: „Beide Seiten mussten an ihre Schmerzgrenze gehen, um diesen Konflikt noch friedlich zu beenden. Alles stand auf der Kippe, denn die Beschäftigten haben mit ihren betrieblichen Protesten die Reißleine gezogen, nicht noch weiter abgehängt zu werden. Das ist mehr als gelungen. Wir konnten den Abstand zu anderen Tarifgebieten um 25 Prozent reduzieren. Das ist ein großer Erfolg und zugleich eine Wertschätzung gegenüber der Leistung der Beschäftigten. Die Arbeitgeber haben letztlich einlenken müssen, damit sie für neue Fachkräfte noch anschlussfähig und attraktiv bleiben.“
Das Tarifergebnis steht noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung der Mitglieder durch die jeweiligen internen Gremien bis zum 8. März 2022.